Essen. Wohnungseinbruch und Sicherheit in der Stadt: Der neue Polizeipräsident Frank Richter spricht über klare Kante, Transparenz und mehr Polizeipräsenz.

„Ich bin nicht mehr Polizist, fühl’ mich aber so“, stellt sich Essens neuer Präsident Frank Richter vor. Er wolle keine Luftschlösser bauen, klare Kante ist sein Ding, sagt er über sich und nennt rasch ein Thema, das Bürger bewegt: die Sicherheit in der Stadt.

„Die Schere zwischen der objektiven Sicherheit und dem Gefühl der Menschen geht weit auseinander“, weiß Richter. Das Schlimmste wäre, dass die Essener ihr Verhalten ändern und Bereiche wie die City meiden: „Dann ist die Stadt tot.“ Damit das nicht geschieht, müsse die Polizei gegensteuern und sich als Teil der Stadt begreifen. Ein Perspektivwechsel sei notwendig, um die Situation aus Sicht der Bürger zu betrachten: „Wenn die Menschen glauben, wir sind nicht gut, müssen wir justieren“, sagt der 56-Jährige, der Selbstkritik nicht scheut. Der gebürtige Essener spricht aus, was viele sich wünschen: mehr Polizeipräsenz, um die beiden Dinge, die den Menschen Angst machen, zu bekämpfen: Straßenkriminalität und Wohnungseinbrüche.

Wohnungsbaugesellschaften müssen helfen

„Mehr Personal im Rahmen unserer Möglichkeiten“, schränkt Richter sogleich ein. Dazu gehört eine realistische Einschätzung, die die dünner werdende Personaldecke bei der Polizei und wachsende Aufgaben wie Internetkriminaliät berücksichtigt. Seine Aufgabe wird es unter diesen Bedingungen sein, die Kräfte „intelligent und sozialgerecht“ einzuteilen und dabei mögliche Unwuchten zu erkennen.

Gleichzeitig wendet sich Richter mit Blick aufs Sorgenkind Wohnungseinbruch an die Essener: „Die Polizei kann nur erfolgreich sein, wenn die Bürger mitarbeiten.“ Sinneswandel und Eigenverantwortung, fordert er, etwa das Fenster bei Verlassen des Hauses nicht auf Kipp zu lassen. Prävention ist ein weiterer Baustein, sagt Richter und ermuntert, im Zweifel lieber einmal mehr die 110 zu wählen.

Ein großes Ziel im Kampf gegen Einbrecher bleibt es, die Versuchsquote (derzeit rund 40 Prozent) mit Sicherheitstechniken an Fenstern und Türen weiter zu erhöhen. Dabei müssten auch Wohnbaugesellschaften helfen. „Bei diesem Delikt gehören andere mit ins Boot“, sagt der Präsident, stellt aber klar: „Hauptakteur bleibt die Polizei.“

Ordner auf brenzlige Situation vorbereiten

Die hat derzeit übrigens keine Anhaltspunkte dafür, die rechte Demo am 1. Mai zu verbieten. Weil es aber bereits kritische Briefe als Reaktion gab, will Richter Transparenz und wird in der kommenden Woche Bürgerinitiativen, Gewerkschaften und Oberbürgermeister erklären: „Für die Polizei gilt ein rechtlicher Rahmen, wir sind keine moralische Instanz.“ Die Polizei entscheidet in solchen Fällen nicht nach politischer Gesinnung.

Beim Thema Gewalt im Fußball denkt der Polizeipräsident indes an praktische Hilfe: Verhaltenstrainer der Polizei könnten Ordner auf brenzlige Situationen vorbereiten, lautet seine Überlegung: „Damit wir als Polizei nicht immer erst kommen, wenn etwas passiert ist.“