Essen. Kommissarin Susanne Skorzik arbeitet seit vier Jahren als Kontaktbeamtin für muslimische Institutionen. Derzeit beschäftigt sie das Thema Extremismus.
Wenn bei einer türkischen Familie in Essen-Altenessen eingebrochen wurde, wählt die nicht immer gleich die 110, sondern ruft mitunter Susanne Skorzik an. Das ist nur ein Beispiel dafür, welches Vertrauen die Polizeihauptkommissarin, die den Bezirksdienst Nord leitet, genießt. Seit vier Jahren arbeitet sie nun auch als Kontaktbeamtin für muslimische Institutionen und Bürger.
In dieser Funktion ist sie Ansprechpartnerin und das Bindeglied zwischen Gemeinden und Polizei. Susanne Skorzik berät den Integrationsbeirat und gilt ihren Polizeikollegen als Referentin, um unter anderen auf den Umgang mit Sprachbarrieren der muslimischen Bürger hinzuweisen.
Auf der anderen Seite, bei den Vertretern der muslimischen Gemeinden, besteht das Interesse, „die Moscheevereine in lokale Netzwerke einzubinden“, formuliert Azzadine Karioh (stellv. Vorsitzender der Kommission Islam und Moscheen). Dazu gehöre die Polizei, damit die erste Begegnung mit den Beamten nicht erst der Einsatz ist, wenn die Polizisten nach einem Verdächtigen fahnden. Dem wollen sie entgegenwirken und die ersten Kontakte herstellen, „um Berührungsängste zu nehmen“, sagt der Rechtsanwalt.
„Auch für Moscheen ist Salafismus eine Herausforderung“
Daher ist Susanne Skorzik regelmäßig vor Ort, wenn die Polizei nach einem Wohnungseinbruch ermittelt. „Manchmal erkläre ich die Abläufe bei der Arbeit der Polizei oder der Staatsanwaltschaft“, beschreibt die Kommissarin. Kürzlich ging es bei einem Treffen der Kontaktbeamtin mit Vertretern aus 22 Moschee-Vereinen um ein ganz anderes Thema: „Extremisten haben bei uns keine Chance“, war es überschrieben. „Auch für die Moscheen ist Salafismus eine Herausforderung“, sagt Karioh. Es herrschen durchaus Ängste in den Gemeinden, einzelne Imame seien überfordert, wenn sich Wanderprediger ankündigen. Nun liefen Gespräche mit der Polizei, um Referenten nicht blind einzuladen, sagt er. Ob es bereits Rückkehrer aus Syrien gibt, sei ihm nicht bekannt.
Damit die jungen Menschen gar nicht erst an Ausreise denken, setzen sie auf präventive Arbeit mit den Jugendlichen, erklärt er. Konflikte innerhalb der Familien könnten erste Anzeichen sein, wenn sich weltoffen erzogene Jugendliche plötzlich veränderten, sagt Karioh. Wenn etwa Söhne, die den Eltern plötzlich Vorgaben machen, den Vater kritisieren, der keinen Vollbart trägt oder nicht zu vorgegebener Stunde betet.
Terrorismus ist nach Paris ein großes Thema
Die Gemeinden und die Kommissarin wollen Eltern erreichen, Hilfe bieten oder Ansprechpartner nennen, wenn der Sohn sich zurückzieht, nicht mehr sagt, mit wem er sich trifft oder warum er sich anders kleidet, erklärt Susanne Skorzik. „Terrorismus ist nach den Attentaten in Paris großes Thema“, sagt sie, die auch die Kehrseite kennt. So wenden sich Frauen an sie, „mit der Angst vor einem Generalverdacht, wenn sie mit Kopftuch draußen unterwegs sind.“ Dass sie dieses ungute Gefühl und ihre Sorgen überhaupt ansprechen, auch diese Offenheit hat sich Susanne Skorzik erarbeitet.
Als Kontaktbeamtin – sie bekleidet in Essen als erste Frau dieses Amt – war ihr von Beginn an wichtig, sich in Frauengruppen vorzustellen. In Einzelfällen, sagt die Kommissarin, funktioniert diese Zusammenarbeit so gut, dass Eltern sich mit ihren Problemen an sie wenden. Mehr sagt sie dazu nicht – auch das ist Vertrauenssache.