Essen. Damit man die Folkwang-Uni bauen kann, muss die Fläche auf dem Weltkulturerbe amphibienfrei sein. Und auch sonst wird in Essen viel Aufwand während der Laichzeit betrieben.

„Vorsicht! Liebestolle Amphibien!“ Das ist an unterschiedlichen Stellen in der Stadt zu lesen. Die Laichzeit von Kröte und Co ist in vollem Gange. Um das Baugelände der zukünftigen Folkwang-Universität auf Zeche Zollverein hat man sogar einen „Krötenschutzwall“ gezogen. Doch eingesammelt werden die Tiere noch an vielen anderen Plätzen.

„Wenn wir im Juni mit dem Bau der Folkwang-Uni anfangen, dann soll das Gelände krötenfrei sein“, kommentiert Beate Steindor, Pressesprecherin von Bauinvestor „KölblKruse“, Partner der RAG Montan Immobilien in der „Welterbe Entwicklungsgesellschaft“. Das Baufeld ist Heimstatt für zahlreiche Kreuzkröten, und die stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tierschutzarten. „In unserem Bauzeitplan haben wir die Umsiedlung der Kröten mit eingerechnet“, erklärt die Pressesprecherin.

Damit den Tierchen möglichst kein Haar gekrümmt wird, wurde die Biologin Annette Schulte engagiert. Sie ist Mitinhaberin des Gelsenkirchener Planungsbüros „Hamann und Schulte“, das sich um Belange des Tierschutzes bei Bauprojekten kümmert. Schon Anfang März ließ Schulte den Zaun errichten, keine Kröte sollte mehr aufs Gelände. Abend für Abend besucht sie zusätzlich die Fläche, um die Tiere einzusammeln, die ihre Laichwanderung auf der zukünftigen Baufläche starten. „Die Hochphase bei der Kreuzkröte war jetzt am Wochenende, ich denke die meisten haben wir“, stellt die Fachfrau fest. Eine neue Heimat bekommen die Tiere am Parkplatz C, dort leben auch schon die umgesiedelten Kröten der benachbarten Kokerei.

Noch bis zu vier Wochen sind Erdkröten und Grasfrösche unterwegs

Noch bis zu vier Wochen sind Erdkröten, Grasfrösche und verschiedene Molcharten unterwegs, um die sich die Helfer des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) im Essener Süden kümmern. Nicht überall werden die Tierchen so gut geschützt wie im Schellenberger Wald. Dort haben sie sogar Vorfahrt, ein privater Spender bezahlte zwei Schranken, die einen Teil der Rellinghauser Schellenbergstraße zwischen 19 und 6 Uhr abriegeln.

Tierschützerin und Nabu-Unterstützerin Margot Abel kommt Tag für Tag von Mülheim nach Essen, um die Schranken herunterzulassen, dann weiterzufahren und die Tiere an der Alten Wuppertaler Straße, kurz vor der Kupferdreher Kampmannbrücke, einzusammeln. Dort steht ein Schutzzaun, davor sind Eimer im Boden vergraben, in die die Vierbeiner auf der Balz hineinplumpsen. „1000 Tiere haben wir bestimmt schon gesammelt“, verrät die Frau, die eine von rund 30 ehrenamtlichen Nabu-Helfern in der ganzen Stadt ist.

Die Einsatzgebiete sind unterschiedlich. Cora Ruhrmann vom Nabu: „Zwischen Heisingen und Stadtwald, gegenüber der Korte-Klippe, steht für die Laichzeit mit rund 300 Metern der längste Schutzzaun in Essen. Am Bergerhauser Bonsiepen, am Schuirweg, an der Ägidiusstraße in Bredeney und an verschiedenen anderen Orten sind ebenfalls unsere Helfer aktiv.“ Ein hoher Aufwand, damit das Frühlingserwachen für die Kröten kein böses wird.