Essen. Ein 36-jähriger Essener hat laut Anklage einen schwer bewaffneten SEK-Beamten mit einer Axt angegriffen. Vor dem Schwurgericht bestreitet er die Tat.

Verminderte Schuldfähigkeit gesteht schon die auf versuchten Totschlag lautende Anklage dem 36-jährigen Essener zu. Das klingt nachvollziehbar. Denn wer sonst kommt schon auf die Idee, schwer bewaffnete Polizisten eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) mit einer erhobenen Axt anzugreifen?

Der frühere Bundeswehrsoldat muss wohl vor einigen Jahren aus der Spur geraten sein. In der Nacht zum 28. Oktober 2014 soll er in seiner Wohnung im Stadtteil Altenessen-Süd randaliert haben. Mutter und Großmutter, die im selben Haus wohnen, retteten sich zu Nachbarn und riefen die Polizei. Zwei Beamte kamen, zogen aber wieder ab, als der Angeklagte sie mit Axt und Feuerlöscher bedroht haben soll. Sie riefen Verstärkung.

Mit der Axt "renoviert"

Das SEK kam, brach die Tür auf und wollte ihn festnehmen. Doch laut Anklage ging der 36-Jährige mit einer erhobenen, 80 Zentimeter langen Axt auf einen Beamten zu, „um ihn zu töten“. Zwei Schüsse in Bauch und Leiste stoppten ihn.

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Vor dem Essener Schwurgericht bestreitet er die Tat am Donnerstag komplett. Er habe nicht randaliert, sondern beim Heraustragen einer Panzergeschosshülse im Flur „geschimpft wie ein Rohrspatz“, weil ihm diese auf den Fuß gefallen sei.

Die Polizisten, die zuerst kamen, hätten ihm trotz Aufforderung keinen Dienstausweis gezeigt. Er will auf ihre Weigerung sachlich reagiert haben: „Identifizieren Sie sich oder verlassen Sie befriedetes Besitztum.“ Die Axt habe er nicht erhoben, sondern nur wegen Renovierungsarbeiten in der Hand gehalten.

Amphetamine im Blut

Vom SEK sei er völlig überrascht worden, die Axt hätte er nicht in der Hand gehabt, sondern nur die Tür vor den Beamten zugeschlagen: „Danach haben sie einseitig das Feuergefecht eröffnet.“

Ansonsten gehe er davon aus, dass der Staat Deutschland aus rechtlichen Gründen nicht existiere und deshalb auch der Haftbefehl falsch sei: „Es geht ja um juristische Korrektheit.“ Alkohol hatte er laut Blutprobe nicht im Blut, allerdings Amphetamine. Wie die ins Blut kamen, will er sich nicht erklären können.