Essen. Horrorszenen aus dem Leben Drogensüchtiger schildert die Anklage vor Gericht: Ein Familienvater soll sein Kind misshandelt, seine Frau zur Prostitution gezwungen haben.
„Ich wollte das gar nicht hören. Das war ein Horrorfilm“, sagt die 28-jährige. Sie meint all die Torturen, die ihre Schwester in der Partnerschaft mit dem 28 Jahre alten Angeklagten erlitten haben soll. Doch der behauptet am Montag vor der V. Strafkammer, dass die Vorwürfe nicht zutreffen, dass er unschuldig sei.
Es ist ein grober Ausschnitt aus dem Leben eines drogensüchtigen Paares, den Staatsanwältin Maria Linten vorliest. Sie schildert das Leben in einer verwahrlosten Wohnung in Altendorf: verdreckt, voller Überbleibsel der drei Katzen, dazwischen das Kind der beiden, ein heute drei Jahre alter Sohn. Seit dem vergangenen Sommer lebt er in einer Pflegeeinrichtung. Der 28-Jährige soll seinen Sohn geschlagen und ihm Essen verweigert haben. Außerdem hätte er ihn im Kinderzimmer oft über lange Zeit eingesperrt. Geistig unterentwickelt sei das Kind durch die Vernachlässigung.
Freundin mit Eisenstange geschlagen und zur Prostitution gezwungen
Der Schwerpunkt der Anklageschrift betrifft aber nicht die Gewalt gegen das Kind, sondern die Gewalt gegen die heute 23 Jahre alte Frau. Sie soll der Angeklagte mit einer Eisenstange geschlagen, ihr eine Kopfnuss verpasst und eine Gaspistole an die Schläfe gehalten haben. Regelmäßig soll er sie zur Prostitution gezwungen haben. Mit Schlägen und Drohungen hätte er Druck aufgebaut. Deshalb hätte sie sich mit fremden „Kunden“ in der Wohnung getroffen. Die 50 bis 150 Euro, die sie von den Männern kassierte, hätte der Angeklagte für sich behalten.
Für den 28-Jährigen stimmt das alles nicht. „Normal“ sei das Zusammenleben gewesen. Zum Schluss sei die Wohnung tatsächlich verdreckt gewesen. Denn er sei es leid gewesen, dass seine Partnerin im Haushalt nichts tat: „Da habe ich nicht eingesehen, dass ich putzen sollte.“ Der Sex mit den Fremden sei ihre Idee gewesen, sagt er.
Jugendamt und Familien sollen nichts gewusst haben
Die Aussage der Frau zeigt, dass die Wahrheitssuche nicht einfach sein wird. Gemeinsam hätten sie sich im Internet für schnellen Sex angeboten. Sie hätte dann auch die Funktion „gegen Geld“ angeklickt. Gewaltsex hätte sie geboten, ausdrücklich auch als Schwangere. Wenn sie keine Lust hatte, hätte ihr Freund ihr auch gedroht. Dass ihr Freund gegen sie und den Sohn gewalttätig war, das erzählt sie detailreich. Dass von den Spuren das Jugendamt und ihre Familien nichts mitbekamen, wird im Prozess noch eine Rolle spielen.