Essen. . Sehnsüchtig bis sarkastisch, so verläuft der E-Mail-Verkehr der Protagonisten, der den Stoff für das Stück „Alle sieben Wellen“ liefert. Theater im Rathaus zeigt die Fortsetzung von „Gut gegen Nordwind“. Charmante Darsteller überzeugen das Publikum bei der Premiere.

Taugt ein vorgetragener E-Mail-Wechsel für einen unterhaltsamen Theaterabend? Die meisten Besucher, die im Theater im Rathaus das Stück „Gut gegen Nordwind“ gesehen haben, dürften diese Frage mit ja beantworten – nicht zuletzt Dank des charmanten Darstellerduo Dominque Siassia und Ralf Stech. Die Fortsetzung „Alle Sieben Wellen“ bedient sich der gleichen Zutaten wie schon der Vorgänger – und sticht dadurch wie dieser durch seinen originellen Dramaturgie-Ansatz heraus.

Irrungen, Wirrungen, Umarmungen

Tür, auf, Tür zu, Irrungen, Wirrungen, Umarmungen und hektische Armbewegungen: Diese fürs Boulevardtheater so wertvollen Stilmittel findet man in Peter Kühns Inszenierung sämtlich nicht. Stattdessen konzentriert sich die Bühnenfassung des von Ulrike Zemme dramatisierten Erfolgsromans aus der Feder von Daniel Glattauer voll auf den Text – und dieser wiederum besteht, wie beim Vorgänger, aus der elektronischen Post, die die virtuell Liebenden Emmi und Leo austauschen.

In „Gut gegen Nordwind“ wurde dem Paar, das sich nie begegnete und doch im Internet kennen und lieben lernte, ein Happy End verwehrt. Dank der Fortsetzung bekommt es seine zweite Chance – doch die steckt voller Tücken. Denn nicht nur ist Emmi nach wie vor mit ihrem Mann Bernhard zusammen, um ihre Familie nicht zu zerstören, auch Leo ist inzwischen liiert – mit einer Frau, die er auch im wahren Leben lieben kann. Emmi dagegen soll seine Wunschvorstellung von der perfekten Liebe bleiben. Doch Emmi will mehr – sie drängt auf ein Treffen. Und tatsächlich sehen die beiden sich – und auch wenn die Verabredung dann doch eher ernüchternd ausfällt, können sie nicht voneinander loslassen. Bis Leo etwas beichtet, das Emmi aus der Fassung bringt.

Mit der Präambel, dass das Paar sich nicht im realen Leben begegnet, wurde also in der Fortsetzung gebrochen – zumindest auf Handlungsebene. Das Stück verbirgt diese Treffen jedoch – der Zuschauer erfährt vom Verlauf nur aus den pointierten E-Mails, denen Siassia und Stech auf der zwei geteilten Bühnen Leben einhauchen. E-Mails, in denen die beiden über das Idealbild von Liebe philosophieren, über ihre Erwartungen und ihre Enttäuschungen. Mal voller Sehnsucht, mal sarkastisch liefern sie sich ein Wortgefecht im virtuellen Raum.

Sympathieträger mit Frische

Die Grundvoraussetzung der Inszenierung, die die beiden Protagonisten nicht unmittelbar miteinander agieren lässt, verleiht dem Geschehen zwar eine gewisse Statik – der Zuschauer wird gezwungen, sich voll auf das Geschriebene, beziehungsweise auf der Bühne gesprochene Wort zu konzentrieren. Da dieses jedoch selten banal und durchaus voller Witz daherkommt und noch dazu von zwei jungen Sympathieträgern mit Frische und Finesse verpackt wird, fällt dies nicht allzu schwer.