Zwischen Wechseljahre-Hits und Kurschatten: Das Theater im Rathaus setzt auf thematische Vielfalt mit Schauspiel, Komödie und viel Musik. TV-Schauspieler wie Ingrid Steeger, Max Tidof und Gerit Kling sind erstmals in Essen zu Gast

Über die heilsame Wirkung von Humor ist schon viel geschrieben worden. Wo könnte die neue Spielzeit des Theaters im Rathaus also besser beginnen als im Sanatorium. Mit „Der Kurschattenmann“ (ab 30. 8.) bringt die Boulevard-Bühne gleich die wichtigsten Zutaten einer guten Saison zusammen: Bekannte TV- und Bühnen-Stars wie Simone Rethel und den einstigen „Klimbim“-Star Ingrid Steeger (erstmals im Rathaus-Theater), ein Pointen-versierter Autor wie René Heinersdorff und ein Thema, das die neue Spielzeit durchzieht wie der sprichwörtliche rote Faden: Die Liebe, die mit all ihren lustvollen wie lustigen Spielarten so alterslos ist, dass man damit jede Zuschaueraltersklasse zwischen erster Affäre und Goldhochzeit ansprechen kann. Mal als musikalische Paartherapie wie in „Unbehandelt“ (24. bis 27. 9.). Mal als besungene Midlife-Krise in „Mann über Bord“ (28. 9. bis 13.10.). Mal als schmissige Ansammlung von Klimakterium-Hits wie „Höchste Zeit“ (16. 6. bis 12. 7.). Oder als humorvolles Sinnen eines Vorruhestandpaares über die Frage, was war und was noch kommt wie in „Anderthalb Stunden zu spät“ (16. 2. bis 8. 3.) mit Nora von Collande und Herbert Herrmann, deren Treue zu Essen oft mit einem ausverkauften Haus belohnt wird.

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Eine Institution im Rathaus-Theater ist Thomas Glup. In der neuen Spielzeit ist er nicht nur mit seinem „Best of Heinz Erhardt“ zu erleben (18. 5.). Er gibt sich auch „Total verglupt“ (14. 3.) und stimmt noch einmal Süskinds „Kontrabass“ an (1. 6.)

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Die Zeit, als jede Spielzeit mit 100 Prozent Auslastung endete, sind freilich auch im Rathaus-Theater zu Ende. Mit derzeit 87 Prozent liegt man leicht unter den Erwartungen, sagt Betriebsdirektor Heinz Wever-Tengel, dabei muss die sinkende Zahl der Abonnenten aufgefangen werden, die von einst 50 auf inzwischen 33 Prozent geschrumpft ist. Die Bereitschaft zur langfristigen Bindung sinkt – im Auditorium wie auch auf der Bühne. Weshalb Internet-taugliche Lovestorys wie Daniel Glattauers Bestseller-Roman „Gut gegen Nordwind“ beim Publikum auch beliebt sind. „Alle sieben Wellen (26. 11. bis 7. 12.) ist die Fortschreibung dieser Mail-Romanze.

Ziemlich beste Bühnenvorlagen

Es gibt freilich nicht nur das Buch zum Bühnenerfolg. Auch die großen Kinoerfolge erzählen sich im Theater oft nicht minder spannend – „oder sogar besser“, findet Theaterleiterin Melanie Berg zumindest bei „Rain Man“, dem Film über einen Autisten, der Dustin Hoffman einen Oscar einbrachte. Mit Vater und Sohn Sprungala kommt das Stück vom 10. bis 24. 11. nach Essen. Die ziemlich erfolgreichste Vorlage lieferte zuletzt freilich Philippe Pozzo di Borgo: „Ziemlich beste Freunde“, das Buch über den Hals abwärts gelähmten Philippe und seinen Vorstadt-Pfleger, rührte im Kino Millionen. Im Rathaus-Theater spielen Timothy Peach („Sturm der Liebe“) und Felix Fenken das ungleiche Freundespaar (14. bis 26. 4.). Überhaupt findet neben der Boulevardkomödie wie „Auf und davon“, in der TV-Star Max Tidof („Commedian Harmonists“) als Schwerenöter erstmals in Essen zu sehen ist, das Schauspiel wieder mehr Platz. Und wenn’s um Theater mitten aus dem Leben geht, dann darf einer wie Autor Lutz Hübner nicht fehlen. Sein Stück „Frau Müller muss weg“ erzählt aus der Schule – von überforderten Lehrern, ehrgeizigen Eltern und einem Konflikt, der bei Hübner nachdenklich wie amüsant daherkommt (9. 12. bis 9. 1.). Mit „Opa ist die beste Oma“ (25. 5. bis 14. 6.) setzt das generationenübergreifende Programm den Schlusspunkt. Gernot Endemann spielt eine Mischung aus Charleys Tante und Mrs. Doubtfire.