Essen. . In Essen lebt jeder zweite Hilfeempfänger bereits vier Jahre und länger von Hartz IV. Die positive wirtschaftliche Entwicklung geht an vielen vorbei.
Auf Dauer Hartz IV: In Essen lebt jeder zweite Leistungsempfänger schon vier und mehr Jahre von Hartz IV. Genau sind es 52,5 Prozent, wie eine gestern veröffentlichte Auswertung des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni Duisburg-Essen zeigt. Der Anteil der so genannten Langzeit-Leistungsbezieher liegt in Essen damit weit über dem Bundesdurchschnitt (46 Prozent). Und auch im Vergleich ausgewählter Großstädte gehört Essen neben ostdeutschen Arbeitslosen-Hochburgen wie Magdeburg oder Rostock zu den traurigen Spitzenreitern.
Andere Ruhrgebietsstädte wie Gelsenkirchen oder Oberhausen schneiden bei den Dauer-Hartz-IV-Beziehern zwar ebenfalls schlecht ab, stehen aber immer noch etwas besser da als die Stadt Essen, die im Ruhrgebiet immerhin als Wirtschaftsmotor gilt. Erst kürzlich hatte die Essener Wirtschaftsförderung in einem Vergleich der zehn größten deutschen Städte aufgezeigt, dass die Wirtschaft in Essen zwischen 2002 und 2012 dynamischer gewachsen ist als beispielsweise in Berlin, Hamburg, München, Köln oder Frankfurt. Auch bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gab es vergangenes Jahr ein neues Rekordhoch.
Viele Jobs für Hochqualifizierte, viele Pendler
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Warum kommt diese Entwicklung bei den Langzeitarbeitslosen nicht an? Essen kämpft seit vielen Jahren mit dieser verfestigten Arbeitslosigkeit. Die offizielle Arbeitslosenquote lag zuletzt bei 12,3 Prozent und gehört weiter zu den höchsten im Land. Die Untersuchung des IAQ zeigt aufs Neue: Gerade an den Hartz-IV-Beziehern geht die wirtschaftliche Entwicklung vorbei. Das hat in Essen strukturelle Gründe. Traditionelle Industriearbeitsplätze sind weggebrochen und es entstehen vor allem neue Jobs im hochqualifizierten Bereich. Das unterscheidet Essen zu anderen Revierstädten, in denen der Anteil des Dienstleistungssektors nicht so groß ist. Viele hochqualifizierte Jobs ziehen Bewerber von außerhalb an, wie die hohen Pendlerzahlen zeigen.
Beim Jobcenter, das für die Vermittlung der Langzeitarbeitslosen zuständig ist, heißt es: Oft passen die Qualifikation der Langzeitarbeitslosen nicht mit dem überein, was die Unternehmen suchen. Besonders schwer tun sich Alleinerziehende und Ältere, aus dem Dauer-Leistungsbezug herauszukommen. Andererseits sind auch viele neue Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor entstanden. Mit ihnen ist die Zahl der so genannten Ergänzer gewachsen. So müssen mittlerweile fast 15 000 Essener ihren Lohn mit Hartz IV aufstocken – 5000 mehr als vor sieben Jahren.