Essen. . „Das Verhältnis wurde immer schlechter“, beklagt der Wirt der Domstuben in Werden. Partei vermutet, dass etablierte Parteien den Wirt unter Druck gesetzt hätten.
Erst kamen ihnen alle Ratsmitglieder abhanden, jetzt setzt sie auch noch das Stammlokal vor die Tür: Der Essener Ortsverband der „Alternative für Deutschland“ (AfD) stolpert von einer Krise zur nächsten.
Nachdem der letzte der drei Mandatsträger der „Alternative für Deutschland“ (AfD) im Rat, Jochen Backes, das Handtuch geworfen hat und im Essener Ortsverband einen „Rechtsruck“ ausgemacht hat, steht die Partei vor dem nächsten Problem. Die Gastwirtschaft, in der die AfD sowohl lokale, als auch bezirks- und landesweite Veranstaltungen abgehalten hat, setzte die AfD vor die Tür. Die „Alternative“ muss sich nach einer neuen Heimat umsehen.
AfD-Chef Stefan Keuter übt sich in Gelassenheit
Der neue AfD-Chef des Essener Ortsverbands, Stefan Keuter, übt sich demonstrativ in Gelassenheit: „Damit können wir leben.“ Es gebe angeblich „eine ganze Reihe von Angeboten“ anderer Gastronomen. An jedem zweiten Mittwoch im Monat lud die AfD bislang zum „Stammtisch“; wo der heutige Stammtisch stattfinden soll, ist nach Angaben Keuters nur Mitgliedern mitgeteilt worden. Auf der Internet-Seite der Partei steht die Angabe „Ort folgt in Kürze“.
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Keuter gilt nicht als wert-, sondern nationalkonservativ; er trat zuletzt auch bei Pegida-Demos auf. Zwei weitere neue Vorstandsmitglieder in der Essener AfD gehörten vorher den Republikanern an.
Verhältnis zwischen Partei und Wirt wurde immer schlechter
Die aktuellen Verwerfungen innerhalb der Partei will Frank Hahn, Betreiber der Gaststätte „Domstuben“ in Werden, aber nicht als Grund dafür verstanden wissen, warum er die „AfD“ hinausgeworfen hat: „Das Verhältnis zwischen Partei und uns wurde immer schlechter“, berichtet Hahn. Bei Veranstaltungen seien Service-Mitarbeiter als Spitzel diffamiert worden. Immer öfter hätten sich AfD-Mitglieder auch gegenüber ausländischen Domstuben-Mitarbeitern im Ton vergriffen. „Ich muss mir keinen Stress ins Haus holen“, sagt Hahn, dessen Betrieb auch regelmäßig Schauplatz für die Versammlungen anderer Parteien ist: „CDU, SPD, Grüne, FDP – alle kommen regelmäßig.“ Es gab Tage, da tagten auch Flüchtlingshilfe und AfD zeitgleich – wer will, kann das pikant finden. Oder? Grundsätzlich kann ein Gastwirt jede Gruppe oder Partei bewirten, stellt Christiane Behnke klar, die Kreisvorsitzende der Gastro-Gewerkschaft Dehoga.
"Das ist bundesweit so üblich"
„Wen ein Wirt in seinen Laden lässt, ist absolut die Sache des Wirtes.“ Jederzeit könne der Gastronom von seinem Hausrecht Gebrauch machen – auch bei Parteien, die erlaubt, aber fragwürdig sind: „Ich selbst“, berichtet Behnke, „bin vor 20 Jahren mal von der NPD hereingelegt worden. Unter falschem Namen hatten die sich angemeldet, wollten einen Empfang veranstalten.“
Stefan Keuter (AfD) geht davon aus, dass „der Druck anderer Parteien auf den Gastwirt“ in Werden zum Rausschmiss seiner „Alternative“ geführt hätte. „Das ist bundesweit so üblich, das kennen wir schon.“ Gastwirt Hahn dementiert das energisch: „Das ist völliger Quatsch. Niemand hat mich unter Druck gesetzt.“