Essen-Werden. .

Die AfD Essen muss draußen bleiben: Domstuben-Wirt Frank Hahn untersagt der rechtskonservativen Partei, künftig in seinem Lokal zu tagen. Damit wolle er vor allem seine Mitarbeiter vor Anfeindungen schützen, die es von Seiten der AfD-Mitarbeiter gegeben habe, sagt er. Die AfD weist die Vorwürfe zurück.

Neben ihren Kreisverbandstagen hat die AfD in den vergangenen Monaten auch Stammtische in den Domstuben veranstaltet, wo sie laut Eigenvorstellung auf der Homepage versuche, mit „Bürgern und Parteimitgliedern ins Gespräch zu kommen, um z.B. über die AfD und aktuelle Entwicklungen in Deutschland und der Welt zu philosophieren oder auch eine sachliche Diskussion zu führen.”

Doch solche „sachliche Diskussionen sind offenbar nicht für alle Ohren bestimmt. „Wenn einer unserer Mitarbeiter ausländischer Herkunft hereingekommen ist, um Bestellungen aufzunehmen, war es plötzlich ganz still im Saal”, so Hahn. Ein ungewöhnliches Benehmen der Gruppe, so der Wirt, der des Öfteren Versammlungen und Tagungen unterschiedlichster Parteien in seinem Lokal zu Gast hat. „Als ich gefragt habe, was das sollte, bekam ich als Antwort, dass mein Kellner ja ein Spitzel der Bild-Zeitung sein könnte.”

„Das war ein Mitarbeiter, der offenbar ein Problem mit der AfD hatte”, mutmaßt Stefan Keuter, Sprecher der AfD Essen. Still geworden sei es, weil der Kassenprüfer zum Zeitpunkt, als der Kellner den Raum betreten habe, „Parteiinterna mit datenschutzrechtlich sensiblen Informationen” dargelegt hat, so Keuter. Er vermutet andere Gründe hinter dem Rauswurf: „Uns ist durch Erfahrungen in anderen Landesverbänden bekannt, dass Vertreter anderer Parteien und Organisationen, die uns nicht wohlgesonnen sind, Druck auf Gastronomen ausüben, damit diese die AfD nicht bewirten.”

Tatsächlich gab es offenbar Personen, die sich für den Rauswurf der Partei aus den Domstuben stark gemacht haben – darunter ein ehemaliges Mitglied der AfD Essen, das auf Frank Hahn dementsprechend eingewirkt haben will: „Es wurde hinter verschlossenen Türen gegen das geplante große Flüchtlingsheim, gegen Asylanten, Einwanderer und Ausländer im Allgemeinen gehetzt”, sagt der Werdener, der seinen Namen aus Angst vor Repressalien in diesem Zusammenhang nicht in der Zeitung gedruckt wissen will. Auch das Personal habe sich „einige schlimme, rassistische Sprüche” gefallen lassen müssen.

Die Essener AfD habe einen regelrechten Rechtsruck erlebt, weshalb er „zusammen mit vielen anderen Mitgliedern” ausgetreten sei.

Im Kreise der Flüchtlingsinitiative „Werden hilft” wurde ebenfalls darüber diskutiert, dass man mit den Domstuben denselben Tagungsort nutzt wie die AfD. In der Facebook-Gruppe forderten einige, man müsse sich für den Rauswurf der Partei stark machen. Andere, wie Gruppeninitiator Andreas Brinck, warben dagegen für Mäßigung: „Diese Frage steht nicht in unserem Fokus, wir haben die Willkommenskultur im Blick”, so Brinck. Die „selbst auflösende AfD” frontal anzugehen, sei kontraproduktiv. „Persönlich denke ich nicht, dass man solche Stammtische verbieten muss, sondern bin für den Wettstreit der Meinungen”, so Brinck. Für die Entscheidung von Hahn habe er jedoch Respekt. Hahn wiederum weist zurück, dass Beschwerden von außen der Grund für den Rauswurf gewesen seien: „Mir ging es nur darum, meine Mitarbeiter zu schützen.“

Für den heutigen Stammtisch hat die AfD bereits einen Ersatzort gefunden – welcher das ist, will Keuter nicht in der Presse öffentlich machen. „Die Mitglieder wurden in einem Rundschreiben informiert.”