Essen. . Im Ruhr Museum in Essen laufen die Vorbereitungen für die Ausstellung „Werdendes Ruhrgebiet“ auf Hochtouren.
Eigentlich ist das Ruhrgebiet ja ein Kind des 19. Jahrhunderts, ein Begriff der Industrialisierung, geprägt von Kohle, Eisen und Stahl, von Dampfmaschinen und Fördergerüsten. Das Ruhr Museum nimmt sich nun der weit früheren und immer noch recht unbeleuchteten Geschichte dieses Landstrichs vom dritten bis zum 11. Jahrhundert an und setzt damit die große Klammer zwischen zwei bislang eher getrennt betrachteten Epochenabschnitten – Spätantike und Frühmittelalter an Rhein, Lippe und Ruhr.
„Werdendes Ruhrgebiet“ heißt es ab dem 27. März also vielsagend auf dem Welterbe. Und nicht nur dort. Weil Jahrhunderte vor den Kumpeln eben nicht nur Römer und Germanen, Franken und Sachsen, sondern auch Friesenmissionare wie der spätere Bischof von Münster, Liudger, und gelehrte Stiftsdamen wie die Äbtissin Mathilde die kulturelle Bedeutung und wirtschaftliche Entwicklung der Region prägten, weitet die Ausstellung diesmal den historischen und auch geografischen Rahmen auf besondere Weise.
Essener Domschatz gehört zu den Ausstellungs-Orten
Neben Zollverein werden auch die Werdener Schatzkammer St. Ludgerus und der Essener Domschatz zu den Ausstellungs-Orten gehören. In Werden stellt man die Bildhauerkunst um 1050 in den Mittelpunkt, am Burgplatz betrachtet man die Schatzstücke des Essener Stifts auf ihre antiken Wurzeln hin. Wer ein Ticket an einem der drei Orte kauft, bekommen an den anderen zwei jeweils Nachlass. Kombiführungen werden ebenfalls angeboten.
Schließlich gibt es in den kommenden Monaten viel zu sehen, von archäologischen Funden wie Gefäßen, Schmuck und Keramik bis zu kostbaren Handschriften, die Papierrestauratoren derzeit noch gründlich unter die Lupe nehmen. Weil Objekten wie diese zu den besonders lichtscheuen Leihgaben gehören, wurde sogar ein neues Lichtkonzept entwickelt, das die Exponate in den Vitrinen indirekt beleuchtet und nicht durch starke Scheinwerfer gefährdet.
Vorbereitungen laufen auf Hochtouren
Im Ruhr Museum laufen die Vorbereitungen dieser Tage auf Hochtouren. 30 Kuriere sorgen für die reibungslose Anlieferung der rund 800 teils hochsensiblen Ausstellungs-Stücke. Theo Grütter, Direktor des Ruhr Museums, spricht von der Schau mit dem bislang höchsten Versicherungswert.
Und wie schon in der erfolgreichen Ausstellung „Gold vor Schwarz. Der Essener Domschatz auf Zollverein“ wird die Zollverein-Kulisse wieder den imposanten Rahmen geben für eine Erzählung, die von politischen Umbrüchen, Kriegen und Plünderungen erzählt, von religiösen Veränderungen, vom Wandel durch Handel, von Hanse und Hellweg und der Bedeutung der neuen Schriftkultur.
Einige altgediente Essener wird der Titel „Werdendes Ruhrgebiet“ dabei vielleicht an eine Ausstellung auf der Villa Hügel erinnern, die 1956 Furore machte. „Werdendes Abendland an Rhein und Ruhr“ betrachte die Region an Rhein und Ruhr damals allerdings nur am Rande. Fast 60 Jahre später soll die Beschäftigung mit der Geschichte des vorindustriellen Ruhrgebiets diesmal weit umfänglicher ausfallen.
Auf die Ausstellung „Werdendes Ruhrgebiet. Spätantike und Frühmittelalter an Rhein und Ruhr“ wird am Donnerstag, 26. März, 18 Uhr, mit einer Vesper in der Probsteikirche St. Ludgerus Werden eingestimmt. Die Eröffnung wird ab 19.30 Uhr auf Zeche Zollverein in Halle 12 gefeiert. Anmeldungen für die Eröffnung werden noch angenommen unter: info@ruhrmuseum.de. Die Ausstellung ist bis zum 23. August im Ruhr Museum täglich von 10 bis 18 zu sehen. Eintritt 7/erm. 4 €. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren frei.