Essen. . Ab dem 1. Juli müssen ertappte Fahrgäste ohne Ticket 60 statt 40 Euro zahlen. Das wird viele abschrecken, hofft die Essener Verkehrsgesellschaft.

Der Stichtag steht fest. Ab dem 1. Juli müssen ertappte Schwarzfahrer kräftig draufzahlen. Das Knöllchen – konkret das „erhöhte Beförderungsentgelt“ (EBE) – erhöht sich glatt um 50 Prozent von 40 auf 60 Euro. Erst kurz davor, im Juni, wird die Essener Verkehrsgesellschaft Evag ihre Fahrgäste über Aushänge im Kundencenter, auf ihrer Internet-Seite, im sozialen Netz und auf den Info-Screens in den U-Bahnhöfen über die drastische „Fahrpreiserhöhung“ für Schwarzfahrer informieren. Es ist der letzte Schuss vor den Bug.

Wer dann immer noch ohne Ticket fährt, muss gegebenenfalls tief in die Tasche greifen. Die Evag plant zwar im Sommer keine speziellen Sondereinsätze angesichts der EBE-Erhöhung. Aber das heißt nichts: Denn Schwerpunktkontrollen gibt es jetzt schon alle paar Wochen. Die Botschaft ist klar: Jeder Ticket-Sünder muss damit rechnen, erwischt zu werden – jederzeit.

Erst am 20. Februar wurden an der U-Bahn-Haltestelle Altenessen Mitte 4398 Fahrgäste überprüft und 123 Schwarzfahrer herausgefischt. Bei der letzten Großkontrolle am 6. März am Haltepunkt Berliner Platz wurden gar 190 Fahrgäste ohne Ticket angetroffen, was einer außergewöhnlich hohen Beanstandungsquote von 7,21 Prozent entsprach.

Nur 900.000 Euro eingetrieben

Insgesamt, so die Berechnungen der Evag, lag der Schwarzfahrer-Anteil im Vorjahr niedriger – bei genau 2,53 Prozent. Trotzdem war die Schar der schwarzen Schafe mit geschätzten 2,42 Millionen allein 2014 groß genug, um der Evag schweren finanziellen Schaden zuzufügen. Bei rund 5,7 Millionen Euro lagen die kalkulierten Einnahmeverluste. Von den 41.310 ermittelten Schwarzfahrern wurden aber nur 900.000 Euro eingetrieben. Und davon musste auch noch ein großer Teil dafür aufgewendet werden, um die Personalkosten für die Kontrolleure abzudecken..

Kein Wunder also, dass Verkehrsbetriebe landauf, landab höhere EBE-Entgelte wollen. Und das nicht allein deshalb, um bei den Schwarzfahrern abzukassieren, sondern um vor allem ihre Zahl deutlich zu verringern. Nur das spült am Ende wieder mehr Geld in die Kassen.

Die Evag gibt sich zuversichtlich: „Wir gehen davon aus, dass die höhere Strafe ab dem 1. Juli eine abschreckende Wirkung entfaltet und die Schwarzfahrerzahlen zurückgehen“, erklärt Sprecher Olaf Frei. Ob dies tatsächlich zutreffen wird, bleibt abzuwarten. Verlässliche Prognosen gibt es dazu bisher nicht. Sollte die Schwarzfahrer-Quote unverändert hoch bleiben, wird das neue EBE-Entgelt jährlich zu einer Mehreinnahme von rund 500.000 Euro für die Evag führen, wenngleich das Loch damit noch lange nicht gestopft wäre.

Übrigens: Schwarzfahrer müssen ab dem Juli nicht unbedingt die 60 Euro Strafe berappen. Die Evag verzichtet auf das Knöllchen, wenn der Delinquent sich entschließt, ein Monatsticket 1000 oder 2000 zu kaufen, das nur für ihn gilt. Dann hätte die Evag einen ehrlichen Kunden mehr.

Seit 2007 wurden mit diesem Angebot in Essen 1200 Schwarzfahrer wieder auf den rechten Weg geführt.