Essen. . Stadt streicht Zuschuss für den Fahrservice, den bisher das DRK übernommen hat. Anbieter sollen für Wettbewerb sorgen. Wie entwickeln sich die Preise?

Marion Steding ist blind und sitzt im Rollstuhl. Trotz ihrer Einschränkungen kann die 52-Jährige den Alltag in ihren vier Wänden, mit Unterstützung, selbst organisieren. Die Schwerbehinderte hat einen Home-Office-Arbeitsplatz und fährt in ihrer Freizeit gerne zu Freunden und Veranstaltungen des Vereins „Alt und Bunt“. 2015 werden die Besuche weniger werden. Die Stadt will im Fahrdienst für Schwerbehinderte Geld einsparen. Fahrten werden deutlich teurer. „Ich kann sie mir dann kaum noch leisten. Ein Armutszeugnis“, schimpft Marion Steding.

Bislang hat die Stadt pro Jahr 230. 000 Euro Fördermittel an das Deutsche Rote Kreuz bezahlt, das den Dienst für Schwerbehinderte und damit etwa 6000 Fahrten pro Jahr organisierte. Seit 1977 lief die Kooperation, im November hat die Stadt fristgerecht gekündigt. Die Kosten für diese „Freiwilligen Leistung“ sollen eingespart werden. „Und es gibt neben dem DRK inzwischen einige Dienstleister, die einen solchen Service anbieten können. Und auch Interesse haben“, erklärt Hartmut Peltz vom Sozialamt der Stadt. Zudem wird mit dem DRK gerade über neue Konditionen verhandelt. „Wir haben großes Interesse, den Service weiter anzubieten“, erklärt DRK-Sprecher Christian Kuhlmann. Sein Verband weiß aber um die Bestrebungen der Verwaltung.

Ohne Subvention steigen Fahrpreise stark an

Sicher ist indes: Ohne die städtischen Subventionen werden die Fahrten, trotz des Wettbewerbs, merklich teurer. Bislang zahlen die Schwerbehinderten, deren Kosten nicht von der Krankenkasse oder dem Amt übernommen werden, 2,60 Euro Grundgebühr und 1,25 Euro pro gefahrenen Kilometer. Ein für sie notwendiger Service ist dabei inbegriffen: Das DRK setzt großräumige Spezialfahrzeuge ein, in denen Rollstühle Platz finden. Jede Fahrt wird von zwei Mitarbeitern begleitet. Und es geht nicht von Bordsteinkante zu Bordsteinkante, sondern von Tür zu Tür, egal, in welcher Etage.

Marion Steding, die auf den Fahrservice angewiesen ist, um am Leben außerhalb ihrer Wohnung teilzunehmen, sorgt sich derweil nicht nur um ihre Finanzen. Sondern auch um die Betreuung. „Die DRK-Helfer haben Informationen über uns, wissen, wie sie helfen können. Ich bin blind und kann keinem unwissenden Fahrer erklären, wo ich hin muss“, erklärt sie.

Hartmut Peltz nimmt die Kritik ernst, hat aber keine Bedenken, dass es mit der geplanten Lösung Probleme gibt. Er ist sicher, dass auch andere Wohlfahrtverbände die DRK-Leistung erbringen können. „Wir sammeln die Interessenten, werden daraus eine Liste erstellen und sie den Betroffenen zukommen lassen“, sagt er. Für Maria Steding heißt es Warten: Das DRK nimmt für den Januar 2015 noch keine Fahrtermine entgegen.