Essen. . Sicherheit im Straßenverkehr: Kommissare erklärten beim WAZ-Polizeiforum Gefahren und Gesetze, warnten vor Raserei, Ablenkung im Pkw und auf dem Rad.

Alle 14 Minuten passiert in Essen ein Unfall – alle vier Stunden verunglücken dabei Menschen. Eine erschreckende Statistik. Daher erklärten Kommissare beim WAZ-Polizeiforum, wo Gefahren im Straßenverkehr lauern, gaben Tipps und beantworteten zahlreiche Fragen aus dem Publikum, nachdem Polizei-Sprecherin Tanja Horn und WAZ-Redakteurin Dominika Sagan die Gäste begrüßt hatten.

Wie gut ist die Ausbildung in der Fahrschule, was bringt der Blitzmarathon der Polizei und welche Auswirkungen haben Tempo und Reaktionsgeschwindigkeit bei einem Unfall – das waren nur drei der Themen, die kontrovers diskutiert wurden. Zum Verhalten von Autofahrern in Tempo-30-Zonen schilderte Manfred Schröder, Leiter der Verkehrsinspektion I, eindrucksvoll: Rennt plötzlich ein Kind 15 Meter vor dem Auto auf die Straße, dann kommt der Fahrer mit Tempo 30 auf dem Tacho etwa zwei Meter vor dem Kind zum Stehen. „Wer 50 fährt, erfasst das Kind“, sagt Schröder. Und zwar mit vollen 50 km/h. „Ein Fußgänger hat da keine Chance.“ So ein Unfall hat meistens fatale Folgen: „80 Prozent überleben diesen nicht“, weiß Schröder, der in seinem Berufsleben so manchen Eltern diese schreckliche Nachricht überbringen musste.

2014 starben in Essen drei Menschen im Straßenverkehr. Eine niedrige Zahl, wenn man etwa auf die 1970er und 80er Jahre blickt, in denen es rund 40 Verkehrstote jedes Jahr gab. Gefährlich fährt aber auch heute vor allem der, der die Fähigkeiten seines Autos überschätzt, so Schröder. „Die Sicherheitssysteme moderner Autos leisten zwar eine gute Arbeit, unverwundbar ist man im Auto jedoch nie. Das ist ein gefährlicher Trugschluss, der zum Teil leider auch von der Werbung suggeriert wird.“ Eine Gefahr bergen zudem viele Ablenkungsmöglichkeiten, sagte der Kommissar. Das bestätigten einige der Teilnehmer, die regelmäßig sich schminkende junge Frauen oder telefonierende Fahrer auf der Straße sichten.

"Auch Radfahrer müssen absteigen"

„Neben Raserei ist Ablenkung ein weiterer Hauptunfallgrund“, warnt Schröder. Dazu zählen das Tippen von Textnachrichten, Streiten mit dem Beifahrer, das Programmieren von Navis oder das Einlegen von CDs – „Discjockey-Spielen“, sagte der Kommissar: „Wer telefoniert oder eine SMS beim Fahren schreibt, fährt so, als er hätte er rund 1 Promille Alkohol im Blut.“

Am Fahrradlenker gilt eine Höchstgrenze von 1,6 Promille. Wer schon bei 0,3 Ausfallerscheinungen hat, kann dafür belangt werden. Ablenken lassen sollten sich aber auch Radfahrer nicht. Was im Sattel verboten ist, erklärte Hauptkommissar Wilhelm Aufmhof, der für die Verkehrssicherheit zuständig ist: Ab zehn Jahren müssen auch Kinder auf der Straße radeln, wenn kein Radweg vorhanden ist. Hunde dürfen an der Leine am Rad laufen. Radfahrer wiederum dürfen auf der Straße nur nebeneinander fahren, wenn sie mit einer Gruppe von mindestens 15 Fahrern unterwegs sind. Musik hören ist erlaubt, „aber nicht mit zwei Kopfhörern, ein Ohr muss frei bleiben“, sagte der Kommissar.

Und: „Radfahrer sollten so fahren, dass die Autofahrer sich dadurch geärgert fühlen“, scherzte er, meinte es aber mit genügend Platz von 75 cm bis zur Bordsteinkante ernst. Dieser Sicherheitsabstand sei ein „Notpuffer“ für den Radfahrer, zum Beispiel beim Überholvorgang durch einen Pkw. Dass das etwa auf der Rüttenscheider Straße kaum möglich sei, darüber diskutierten die Gäste lebhaft. Ebenso gefährlich seien Stellen, an denen Radwege über eine Straße führen und „Radler diese im Blindflug queren“ wie an der Wüstenhöferstraße in Altendorf.

Wilhelm Aufmhof appellierte: „Auch Radfahrer müssen ab und zu einfach absteigen. Das gilt für Engstellen und Gefahrensituationen.“ Und es gilt vor allem für Eltern und Großeltern, die als Vorbild dienen – und daher auch immer einen Helm tragen sollten!