Essen. Der Schauspieler Max Tidof über erste prägende Bühnenerfahrungen, seinen Auftritt im Essener Rathaus-Theater und über Quotendruck im Fernsehen

Mit der Boulevardkomödie „Auf und Davon” kommt Max Tidof erstmals nach Essen ins Theater im Rathaus. Gordon K. Strahl sprach mit dem vielseitigen Schauspieler über das Stück, die Schwierigkeit, gute Drehbücher zu finden und seinen schlimmsten Bühnenmoment.

Herr Tidof, in dem Stück spielen Sie einen Frauenheld, um den sich gleich zwei Damen streiten... Eigentlich ein echter Männertraum, den Sie sich da auf der Bühne erfüllen, oder?

Max Tidof: Das hat zwei Seiten: Ich bekomme es auch richtig dicke ab. Es geht um zwei Mädels, die Männer becircen, um sie abzuziehen. Und als sie das bei mir versuchen, kommt heraus, dass ich jemand bin, der das gleiche mit Frauen macht. Also beschließen die Drei, zusammenzuarbeiten. Dabei versucht jedoch laufend jeder, den anderen übers Ohr zu hauen. Das Stück ist im Stile einer Gaunerkomödie im Screwball-Stil erzählt, wie man sie aus Filmen der 1950er und 60er Jahre kennt. Ich ändere laufend meine Persönlichkeit, so dass weder die Damen auf der Bühne noch die Zuschauer wissen, wer wirklich dahinter steckt.

War es für Sie als Schauspieler schwer, zum wahren Ich der Rolle durchzudringen?

Tidof: Ich denke, für diese Rolle muss man die wahre Persönlichkeit gar nicht kennen. Für mich macht es sogar den Spaß an der Rolle aus, dass sie so viele unterschiedliche Aspekte hat.

Sie sind es ja gewohnt, in einem Stück in viele Rollen zu schlüpfen, schon bei Ihrer Bühnenpremiere war das so...

Tidof: Stimmt, das war „Der kleine Prinz”. Damals habe ich alle Planetenbewohner gespielt, noch völlig ohne Schauspiel- und Sprecherfahrung. Es war furchtbar, zumal ich gelispelt habe und mich die Zuschauer ab der zweiten Reihe nicht verstehen konnten. Die zweite Vorstellung war meine schlimmste Bühnenerfahrung: Denn du bekommst die Energie, die du ausstrahlst, hundertfach vom Publikum zurück. Wenn es so negativ ist, stirbt man tausend Bühnentode.

Wie haben Sie sich davon erholt?

Tidof: Sehr schnell. Ein Freund gab mir den Rat: „Gib einfach Gas auf der Bühne!” Das tat ich: Ich ließ die Mikrofone weg, die ich wegen meiner mangelnden Sprecherfahrung benutzte, und begann ein Sprechtraining. Nach zwei Wochen war der Sprachfehler weg. Das Stück wurde ein Riesenerfolg und lief 15 Jahre. Fünf davon habe ich mitgespielt.

Karrierestart mit „Rote Erde“

Max Tidof wurde am 18. März 1960 in der Eifel geboren. Seine Theaterlaufbahn führte ihn unter anderem von den Münchner Kammerspielen und dem Schauspielhaus Bonn bis nach Berlin. Die Fernsehkarriere begann 1982 mit Klaus Emmerichs erfolgreicher TV-Serie „Rote Erde“.

Das Theaterstück „Auf und davon” ist vom 10. März bis zum 12. April im Theater im Rathaus zu sehen. Karten: 24 555 55

Die meisten Zuschauer kennen Sie aus zahlreichen Fernsehrollen. Ist es schwierig, gute Drehbücher zu finden?

Tidof: Nein, schwierig ist es, gute Produzenten zu finden und Redakteure, die den Mut haben, gute Stoffe zu verfilmen. Beim Privatfernsehen habe ich dafür sogar ein wenig Verständnis, denn Qualität bringt leider nicht zwangsläufig Quote. Wenn man einen Flop landet, ist man gleich weg vom Fenster und der Nachfolger setzt dann auf ein sicheres, oftmals seichteres Projekt. Bei den Öffentlich-Rechtlichen müsste es hingegen diesen Quotendruck nicht geben. Ich denke, dort stecken eher politische Gründe dahinter: Die Politiker möchten, dass ihre jeweiligen Haus-Sender die meisten Zuschauer haben.“