Essen. Schauspielerin Gerit Kling zieht es wieder verstärkt auf die Bühne. Derzeit ist sie in Essen in der Komödie „Frau Müller muss weg“ zu sehen.

Weihnachten mit der Großfamilie hat sie hinter sich, Überraschungsparty zur goldenen Hochzeit ihrer Eltern inklusive. Silvester mit einer Doppelvorstellung von „Frau Müller muss weg“ im Theater im Rathaus steht ihr bevor. Gerit Kling (49) sieht das entspannt. Über das Mutterdasein, das Leben mit Schwester Anja, den Einsatz auf der Bühne und die neue Staffel der Fernsehserie „Notruf Hafenkante“ sprach Redakteurin Dagmar Schwalm mit der Schauspielerin.

Frau Kling, wie feiern Sie dieses Jahr Silvester?

Gerit Kling: Ich arbeite, trinke ein Glas Sekt, arbeite, trinke ein Glas Sekt und bin froh, wenn ich von der Straße weg bin. Ich bin kein Silvestertyp. Ich mag die Knallerei nicht. Ich nehme mir nichts für das neue Jahr vor, denke eher darüber nach, wie das alte Jahr gelaufen ist.

Sie leben mit Ihrem Sohn Leon (18), Ihrer Schwester und deren Familie in Wilhelmshorst bei Potsdam, Ihr Elternhaus steht nebenan. Brauchen Sie das Heimatgefühl?

Kling: Obwohl ich dort aufgewachsen und verwurzelt bin, habe ich kein Heimatgefühl. Für mich ist Heimat da, wo die Menschen sind, die ich liebe. Das könnte auch Hamburg sein, wo ich viel arbeite.

Sie kommen vom Theater, haben in Berlin, Schwerin und Nürnberg gespielt und dann im Fernsehen Furore gemacht. Zieht es Sie jetzt wieder verstärkt auf die Bühne?

Kling: Eindeutig. Und zwar mit den unterschiedlichsten Sachen. Ich habe die Elisabeth in „Maria Stuart“ in Bad Hersfeld gespielt, trete mit meinem Soloprogramm „Oben bleiben“ auf und bin mit „Frau Müller muss weg“ auf Tournee.

Warum tun Sie sich den Stress des Herumreisens an?

Kling: Das ist für mich kein Stress. Das ist mein Beruf. Ich bin ein Theaterpferd. Ich kann nicht lange zu Hause sein, ich muss immer wieder los, in Bewegung bleiben und mir immer wieder neue Sachen ausdenken. Das große Haus, der Haushalt, das stresst mich mehr.

Warum haben Sie sich für „Frau Müller muss weg“ entschieden?

Kling: Der Autor Lutz Hübner ist ein Garant für Erfolg. Seine Texte sind auf den Punkt geschrieben, die kann man so vom Blatt spielen. Und auf der Rolle der gerissenen Businessfrau liege ich vom Typ genau drauf. Ich bin eine, die kein Blatt vor den Mund nimmt und sich behaupten kann im Leben.

„Frau Müller“ und mehr

Die Komödie „Frau Müller muss weg“ ist noch bis zum 9. Januar mit Gerit Kling im Rathaus-Theater zu sehen.

Ausverkauft sind die beiden Silvester-Vorstellungen sowie die Vorstellung am 9. Januar.

Scharfzüngig und hintersinnig kommt auch die französische Komödie „Der Vorname“ ab 29. Januar im Rathaus-Theater daher. Der Essener Martin Lindow spielt eine der Hauptrollen.

Karten unter: 24 55555

Sind Sie auch so eine ehrgeizige Mutter wie die Jessica im Stück?

Kling: Ich bin eine sehr sanfte Mutter. Ich wünschte mir, ich wäre strenger gewesen. Mein Sohn ist etwas verwöhnt wie alle Kinder heutzutage. Aber ansonsten bin ich ganz zufrieden.

Er ist also auf dem Gymnasium . . .

Kling:. . . und macht sein Abitur. Wenn er mal verzweifelt ist, sage ich ihm: Es gibt auch ein Leben ohne Abitur. Meinetwegen kann er Schornsteinfeger werden. Hauptsache, er wird glücklich.

Was sollte aus den Kling-Mädchen werden, als sie zur Schule gingen?

Kling: Meine Schwester wollte eigentlich in den medizinischen Bereich. Ich wollte schon mit drei, vier Jahren Schauspielerin werden. Sie ist dann nachgezogen. Sie macht ja ausschließlich Film, kein Theater. Das Mienenspiel vor der Kamera ist ihr Ding.

Ihre Schwester Anja ist fünf Jahre jünger und auch sehr erfolgreich. Wie nah stehen Sie sich?

Kling: Als Kinder haben wir uns supergut verstanden. Dann gab es Jahre, da waren wir nicht so eng, weil wir so unterschiedlich gearbeitet haben. Jetzt sind wir eng zusammengewachsen. Wir leben im selben Haus, das wir vor 17 Jahren zusammen gekauft haben, haben denselben Beruf und meistern unsere Konkurrenz gut. Ich kenne kein prominentes Schwesternpaar, das so gemeinsam durchs Leben geht.

Sind Sie nie neidisch auf die Filmprojekte Ihrer Schwester?

Kling: Ich denke oft bei ihren Rollen: Das könnte ich auch spielen. Wie bei „Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“. Aber vor allem freue mich, wenn sie eine tolle Rolle hat. Das sehe ich pragmatisch. Durch ihre Präsenz und meine Präsenz bleiben wir im Geschäft.

Momentan sind Sie auch im ZDF präsent mit der Serie „Notruf Hafenkante“. Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?

Kling: „Oben bleiben“ und „Frau Müller muss weg“ werde ich weiter spielen. Ab März drehe ich dann wieder „Notruf Hafenkante“: Mit Hardy Krüger jr. bekomme ich einen neuen Liebespartner an meine Seite. Auf die Arbeit mit ihm freue ich mich sehr. Aber ich möchte auch Zeit für andere Sachen haben. Ich möchte wieder ein neues Kinderbuch schreiben. Ein Roadmovie, für das ich mit Petra Kleinert das Drehbuch geschrieben habe, ist in Planung. Und ein Theaterstück für meine Schwester und mich. Wenn das klappt, ist das ihr erster Schritt auf die Bühne.