Das Werdener Bürgermeisterhaus feiert sein 30. Bestehen. Zum Jubiläum haben Geschäftsführerin Agnes Wallek Gratulationen von Künstlern und Gästen erreicht

Agnes Wallek wäre nicht Agnes Wallek, hätte sie zum 30. Jubiläum des Werdener Bürgermeisterhauses nicht schon wieder neue Pläne. Die eingeschlafene Kooperation mit der Folkwang-Universität soll neu belebt werden. Das Kabarett soll im Programm einen größeren Spielraum bekommen. Und auch Kinder und Jugendliche will man im traditionsreichen Haus an der Heckstraße in den nächsten Jahren mehr ansprechen. Kaum vorstellbar also, dass die gute Seele des Bürgermeisterhauses, deren positives Wirken so sehr mit der guten Wirkung des Spielortes verbunden ist, bald aufhören will.

Aber 2016 ist Schluss, hat Agnes Wallek beschlossen. Dann soll der in Essen ebenfalls wohl bekannte Musiker und Mitorganisator des Gitarrenfestival Ruhr, Carsten Linck, die Leitung des Hauses übernehmen. Bis dahin dürfte man noch so manche Eloge auf das Haus und seine Geschäftsführerin hören. Im Jubiläums-Flyer lässt sich nachlesen, wie Künstler und Publikum von diesem ganz besonderen Veranstaltungs-Kleinod schwärmen.

Von „Heimspielatmosphäre“ spricht beispielsweise der in Werden geborene Pianist Claudius Tanski. Der spätere Professor am Salzburger Mozarteum und namhafte Solist erinnert sich noch heute gerne an den „überschwänglichen Empfang“ und die „Heimspielatmosphäre“ seiner Jugendkonzerte. Im Bürgermeisterhaus werden Weltstars wie Cello-Virtuosin Maria Kliegel genauso herzlich umsorgt wie die „Junge Elite“, der eine eigene Konzertreihe gehört.

So war der Zauber manches viel versprechenden Neuanfangs schon in Werden zu spüren. „Neben der einzigartigen Konzertatmosphäre zeichnet sich das Bürgermeisterhaus durch eine zweite Besonderheit aus: Es leistet einen ganz wichtigen Beitrag zur Entwicklung junger Künstler, wie wir es bis vor kurzem waren“, erklärt die Formation „Wildes Holz“. Und auch die in Werden ausgebildete, international bekannte Pianistin Catherine Kipfel lobt „die Lebendigkeit, die familiäre und intime Stimmung des Hauses. Man fühlt sich als Künstler willkommen.“

Das Haus in Daten und Zahlen

Der Initiator des Werdener Bürgermeisterhauses, der argentinische Jurist und Pianist Dr. Ismael Coco Pereyra, ist 2014 im Alter von 82 Jahren verstorben. Zu den Vereinsmitgliedern der ersten Stunde gehörten 1984 auch Agnes Wallek und der Werdener Musiklehrer Georg Düker.

Das Eröffnungskonzert fand am 9. März 1985 statt. Seither hat es rund 2500 Veranstaltungen gegeben. Am kommenden Sonntag wird mit Freunden, Förderern, Wegbegleitern gefeiert.

Nach finanziellen Engpässen hat die Sparkasse Essen das Haus 2002 übernommen, saniert und dem Verein für eine geringe Miete zur Verfügung gestelllt. 2015 soll der Mietvertrag um fünf weitere Jahre verlängert werden.

"Gute Interpreten und klasse Atmosphäre"

Aber nicht nur die Menschen auf der Bühne stimmen Hymnen auf das Haus und seine Leitung an. Auch das Publikum formuliert seine Begeisterung im Jubiläums-Flyer: „Gute Interpreten und klasse Atmosphäre“, findet beispielsweise Erika Uhl. Und Claus Wenderott bringt Qualität und Lokalität auf den Punkt: „Weltklasse, gleich umme Ecke! Wo hat man das sonst schon.“

Eines der großen Kunststücke war und wird es bleiben, dieses Programm mit geringen Mitteln zu stemmen. 20.000 Euro institutionelle Förderung stehen auf der Habenseite, neben Sponsorenmitteln und Vereinsbeiträgen. 230 Mitglieder gibt es derzeit, der neue Vorstand Manfred Schunk würde den Kreis noch gerne vergrößern. Auf das große Begeisterungsvermögen von Agnes Wallek wird er dabei auch ab 2016 nicht ganz verzichten müssen. Die will ab und an noch als „Aushilfe“ einspringen. Und ansonsten eine begeisterte Zuhörerin sein.