Essen. Etwa 250 angestellte Lehrerinnen und Lehrer tauschten gestern die Tafelkreide gegen Trillerpfeifen und Gewerkschaftsfahnen – der Warnstreik im Öffentlichen Dienst geht in die nächste Runde

„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit?“ – diese wohl eher rhetorisch gemeinte Frage prangt auf dem Umhängeschild von Deutschlehrerin Andrea Jicha. „Mein Motto können Sie auf meinem Rücken ablesen“, sagt die 34-Jährige und marschiert unter einer beachtlichen Lärmkulisse von Trommeln und Trillerpfeifen im Protestzug der etwa 250 angestellten Lehrkräfte durch die Innenstadt mit. Sie sind nicht zu überhören – und das ist auch ihre Absicht. So setzte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gestern den Warnstreik im Öffentlichen Dienst fort, nachdem am Montag Angestellte aus unterschiedlichen Branchen am Uniklinikum Essen die Arbeit für einen Tag niedergelegt hatten.

Denn tatsächlich leisten die angestellten Lehrer die gleiche Arbeit wie ihre verbeamteten Kollegen, doch müssen sie im Vergleich zu diesen gravierende Entgeltunterschiede in Kauf nehmen. 5,5 Prozent mehr Lohn und ein Abbau der befristeten Arbeitsverträge sind somit die Kernforderungen der angestellten Lehrerschaft, weiterhin wehrt man sich auch hier gegen die geplante Kürzung der Betriebsrenten.

Viel guter Wille – wenig Ergebnisse

So starteten die Pädagogen ihren Warnstreik vom alten DGB-Haus aus, wo sie zunächst gemeinsam frühstückten und sich für den Protestmarsch stärkten. Weiter ging es zur Geschäftsstelle der Grünen Ratsfraktion am Kopstadtplatz, wo sie schon von dem Schulpolitischen Sprecher Walter Wandtke erwartet wurden. Der eigentliche Adressat, der Grüne Landtagsabgeordnete Mehrdad Mostofizadeh, war wegen einer dienstlichen Sitzung nicht vor Ort. So kam Wandtke nicht umhin, ein symbolträchtiges Schmähgeschenk von GEW-Vorstandsmitglied Jörg Kuhlmann entgegenzunehmen: Ein Glas saure Gurken als kleine Gedächtnisstütze, dass der Tarifvertrag für angestellte Lehrer bislang eine leere Versprechung der Landesregierung geblieben ist.

„Die Ungleichheit in der Bezahlung von Lehrern gehört abgeschafft, das ist auch uns Grünen ein Anliegen“, versichert Wandtke. Doch sei man als kleinerer Oppositionspartner angesichts der klammen Haushaltslage Einschränkungen unterworfen – dennoch: „wir werden da kräftig Druck machen“, verspricht er. „Es geht um Gleichstellung, Walter!“ ruft ein Demonstrant daraufhin energisch in die Menge.

Es gibt viel zu tun, das sieht man auch bei der SPD so. Die Geschäftsstelle in der Severinstraße war die nächste Station des Streikzuges, den SPD-Ratsmitglied Frank Müller in Empfang nahm. Auch hier: Wohlwollen und warme Worte, doch mit Lippenbekenntnissen allein werde man sich nicht mehr zufrieden geben, betonten die Gewerkschafter. Die Lehrer wollen die Regierungsvertreter an ihren Taten messen.