Essen. . Julia Gajewski ist Chefin der Gesamtschule Bockmühle in Altendorf. Weil sie zwei Leidenschaften hatte, war es für ein Leben als Beamtin irgendwann zu spät.

Manchmal gereicht es einem Menschen zum Nachteil, wenn er nicht nur die eine Leidenschaft hat, die ein beruflich erfülltes Leben garantiert, sondern gleich zwei. Bei Julia Gajewski ist das jetzt ein bisschen so.

Gestern, in der Innenstadt, beim Warnstreik der angestellten Lehrer, die für eine Angleichung der Verhältnisse kämpfen, was angestellte und verbeamtete Lehrer angeht, gestern in der City also, als rund 200 Pädagogen mit roten GEW-Fahnen durch die Innenstadt zogen, da drängten sich Reporter- und Kamerateams um die 52-Jährige: Denn dass eine Schulleiterin sich beim Streik beteiligt, ist landesweit selten. Dass eine Schulleiterin nicht verbeamtet ist, übrigens auch.

„Wenn alle sagen, der Unterschied monatlich beträgt netto 400 bis 500 Euro, dann kann ich das nur bestätigen“, sagt Gajewski, die vor anderthalb Jahren das Amt der Schulleiterin an Essens ältester Gesamtschule übernahm, der Bockmühle in Altendorf.

Arbeitsvertrag ohne Beamten-Eid

Einerseits will sie sich nicht beklagen, „ich weiß, das ist Jammern auf hohem Niveau“, andererseits: „Die Rechte und Pflichten der angestellten Lehrer sind ja die gleichen wie bei denen mit Beamten-Status.“

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Julia Gajewski hat auf Lehramt studiert. Ihre andere Leidenschaft heißt Basketball. Bis vor vier Jahren war sie im Trainergeschäft aktiv, coachte die deutsche Jugendnationalmannschaft, war lange aktiv im Club „New Basket 92 Oberhausen“. Basketballteams trainieren, das machte sie schon in der Jugend, „entsprechend lang habe ich studiert.“ Und der Sport ließ sie nie los, auch wenn sie ihre Lehrer-Ausbildung absolvierte; am Ende, als sie sich hätte entscheiden müssen für den Beamten-Status, war sie 37 - knapp zu spät. Also unterschrieb sie einen Arbeitsvertrag, leistete aber nie den Beamten-Eid.

Zwei-Klassen-Gesellschaft im Lehrerzimmer

„Ich will mich nicht beklagen“, sagt Julia Gajewski, „ich hab’ ja gewusst, worauf ich mich einlasse.“ Auf die Zwei-Klassen-Gesellschaft im Lehrerzimmer, die im Zweifel selbst jene betrifft, die Leitungsfunktionen ausüben.

Der Sport hatte ihr langfristig zu wenig Sicherheit geboten. „Wenn Sie sich in einem Bereich bewegen, der fast ohne Fernsehgelder auskommt, ist es schwierig.“

Seit fast 15 Jahren arbeitet Julia Gajewski jetzt an der Bockmühle, war zuletzt lange Jahre Didaktische Leiterin, jetzt ist sie Chefin der Schule. Dem Basketball-Sport hat sie erst vor vier Jahren endgültig den Rücken zugewandt; so lange war sie noch beides: Lehrerin in Altendorf und Basketball-Trainerin in Oberhausen.

Gestern ging sie auf die Straße, weil es ihr auch um ihre Zukunft geht und um die der angestellten Kollegen: „Was die Rente angeht, bin ich ja auch viel schlechter gestellt als die Beamten.“