Essen. . Gestern startete der Warnstreik im öffentlichen Dienst am Uniklinikum Essen .Mit gut 300 Teilnehmern spricht Verdi vom bislang besten Warnstreik-Ergebnis in dem Tarifkonflikt
Streikleiterin Uschi Gerster ist zufrieden: Gut 300 Mitarbeiter folgten gestern dem Aufruf von Verdi und legten zum Auftakt der Warnstreiks im öffentlichen Dienst am Uniklinikum die Arbeit nieder. „Das ist unser bisher bestes Warnstreikergebnis – wir hatten zunächst nur mit etwa 200 Mitarbeitern gerechnet. Vor allem freut es uns, dass sich so viele junge Leute angeschlossen haben und für ihre Rechte eintreten“, sagt die Laborassistentin.
Denn der Unmut in der Belegschaft in den Bereichen Pflege, Küche, Verwaltung, Technik und Reinigung ist groß, die Forderungen der Gewerkschaft altbekannt: 5,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 175 Euro mehr ist das Primärziel, das die Gewerkschafter aushandeln wollen. Weiterhin protestieren sie gegen grundlos befristete Arbeitsverträge und die geplante Kürzung ihrer Renten.
Notfallbetrieb aufrechterhalten
„Der Notfallbetrieb im Klinikum wurde natürlich aufrechterhalten“, versichert Gerster. „Allerdings hat es wohl Engpässe im Krankentransport gegeben. Grundsätzlich ist es uns wichtig, mit den Streikmaßnahmen unseren Arbeitgeber zu treffen – es liegt uns fern, den Tarifstreit auf dem Rücken der Patienten auszutragen.“ Und so zeigten die Beschäftigten dennoch Präsenz an ihrem Arbeitsplatz und schlossen sich den Protesten an; darunter laut Verdi auch einige Mitarbeiter, die sich eigentlich im Urlaub befanden – mit vereinten Kräften wollen sie eine klare Botschaft an die Landesregierung senden.
Wo sonst um 5.30 Uhr die erste Schicht beginnt, trafen sich gestern die Mitarbeiter im Frühdienst, um Schilder aufzuhängen und Info-Tische vorzubereiten. Gegen neun Uhr zogen sie weiter zu den Gerichtsorganen in der Zweigertstraße, wo sie weitere 60 streikende Mitarbeiter abholten und den Marsch gemeinsam fortsetzten. Auch Kai-Uwe Gaida, Personalratsvorsitzender der Stadt Essen, stattete den Aktivisten einen Besuch ab und bekundete seine Solidarität. Heute um 6.30 Uhr soll der reguläre Betrieb wieder aufgenommen werden.
Wie stark der Arbeitsausfall den Klinikumsbetrieb tatsächlich beeinträchtigt hat, vermag Uschi Gerster nicht zu beurteilen – man habe die Streiksituation gut auffangen können, heißt es in solchen Fällen stets beschwichtigend von offizieller Seite, so auch diesmal.
Personalabbau in der Pflege
Auch Krankenpfleger Dominik Ledwig hat sich dem Streik angeschlossen. Bei Verdi fungiert er als Ansprechpartner für seine Kollegen, wenn diese Fragen zu ihren Streikrechten haben. „Da herrscht manchmal Verunsicherung, und das kann ich auch gut nachvollziehen. Bei meinem ersten Streik ging es mir da ähnlich“, sagt der 33-Jährige. So gibt er etwa Ratschläge, wie Mitarbeiter sich verhalten sollten, wenn der Chef sie im Streikfall kontaktiert und an ihren Arbeitsplatz zitiert. Der Vorgesetzte möge sich dann vertrauensvoll an die Streikleitung wenden, sollten Mitarbeiter dann ausrichten.
Auch bei Ledwig sitzt der Frust über die gegenwärtigen Arbeitsbedingungen in der Pflege tief. Eine spürbare Lohnerhöhung ist auch für ihn das Mindeste, was er sich von dem Arbeitskampf erhofft: „Man muss sich nur an die letzte Lohnerhöhung von 3,3 Prozent erinnern – das war doch ein Witz! Für viele reicht das Gehalt nicht einmal, um die normalen Lebenshaltungskosten zu decken.“ Ein anderes Pro-blem sei der rasant fortschreitende Stellenabbau in der Pflege, wobei die Geschäftsführung jedoch weiter hohe Qualitätsansprüche an die Mitarbeiter stelle. „Das ist unter den aktuellen Bedingungen kaum zu leisten“, so der Krankenpfleger.
Heute setzt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) den Warnstreik fort – ab 11 Uhr ziehen die angestellten Lehrerinnen und Lehrer durch die Essener Innenstadt zum Büro der Grünen am Kopstadtplatz, um ihre Forderungen vorzutragen. Anschließend geht es weiter zum Büro der SPD an der Severinstraße.