Essen-Haarzopf. Die Behelfseinrichtung könnte noch bis 2017 bestehen bleiben. Der Bebauungsplan für das Mehrgenerationenprojekt soll aber auf den Weg gebracht werden.

Das Neubauprojekt auf dem ehemaligen Schulgelände an der Hatzper Straße rückt möglicherweise weiter in die Ferne: Wird der Vorschlag von Sozialdezernent Peter Renzel umgesetzt, die Behelfseinrichtungen für Flüchtlinge weitere zwei Jahre zu nutzen, könnte frühestens 2017 gebaut werden. Im vergangenen September waren 98 Flüchtlinge in der ehemaligen Schule und Containern untergebracht worden. Die gestern veröffentlichten Pläne sehen an der Hatzper Straße u.a. eine Verlängerung der Anmietung der Container mit Kosten in Höhe von 150.000 Euro vor. Zudem soll die Kapazität von aktuell 98 auf 168 Plätze erweitert werden.

Unbenommen von diesen Plänen soll der Bebauungsplan, in dem unter anderem eine Mehrgenerationen-Nutzung festgeschrieben ist, auf den Weg gebracht werden. Der Stadtrat entscheidet in seiner Sitzung am 25. März darüber. Erschrocken reagierte Thomas Rotter, SPD-Ratsherr für die Margarethenhöhe, Haarzopf und Fulerum sowie Vorsitzender des Bauausschusses, auf den Vorschlag zur Verlängerung der Behelfseinrichtung: „Über diese Pläne wird man noch deutlich reden müssen“, so Rotter. Er bemängelte, dass es sich das Sozialdezernat zu einfach mache und Alternativen oft ausklammere. Als Beispiel im Kleinen nannte er eine Wohnung der Margarethe-Krupp-Stiftung, die schon vor Monaten zur Nutzung für eine Flüchtlingsfamilie angeboten worden sei. „Von der Stadt ist diesbezüglich aber nichts gekommen“, so Rotter.

„Termin wurde nicht versprochen, aber in Aussicht gestellt“

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Auch Bernd Brack, Ehrenvorsitzender bei Pro Asyl und Mitinitiator des Runden Tischs in Haarzopf, ist gegen eine Verlängerung der Behelfseinrichtungen: „Die Zustände dort sind nicht menschenwürdig. Da teilen sich mitunter mehrere Familien ein Klassenzimmer, abgetrennt nur durch Paravents“, sagt Brack. Er kritisierte vor allem die Politik, die sich nicht zu einer dauerhaften Lösung habe durchringen können. Gleichwohl betonte Brack, dass sich die Flüchtlinge in Haarzopf gut integriert hätten. „In den Schulen gibt es anders als in den Dauerunterkünften ja gar nichts zu tun – nicht einmal kochen können die Menschen dort“, sagt Brack. Aus dieser Not habe man in der vergangenen Woche eine Tugend gemacht: Ein Koch aus Syrien bereitete in der benachbarten Kirche für 50 Haarzopfer landestypische Gerichte zu. „Das wurde sehr gut angenommen. In einem Stadtteil wie Haarzopf funktioniert das Miteinandern. Für die Flüchtling dürfen die Behelfseinrichtungen dennoch keine Dauerlösungen sein“, sagt Brack.

Verständnis hat der Haarzopfer aber auch für Mitbürger, die sich nun „betrogen“ fühlen, wie er sagt. „Zwar wurde der Termin 2015 als Ende der Behelfslösung nie versprochen, aber zumindest immer in Aussicht gestellt“, sagt Brack.