Essen. Weil die Flüchtlingszahlen weiter steigen, will die Stadt Essen die fünf Behelfseinrichtungen in Schulen länger nutzen.

Die Stadt will die fünf Behelfseinrichtungen für Flüchtlinge deutlich länger als geplant nutzen – und sogar ausbauen. Ursprünglich sollten die früheren Schulen diesen Winter vom Netz genommen werden, angesichts weiter steigender Flüchtlingszahlen schlägt die Verwaltung eine Weiternutzung von zwei Jahren vor.

Bevor der Rat am 25. März über diesen Vorschlag entscheidet, wird das Papier den Bezirksvertretungen vorgelegt: Stadtteilpolitiker hatten wiederholt angemahnt, beim Thema Asyl früher eingebunden zu werden. „Das Versprechen halten wir“, sagte Sozialdezernent Peter Renzel jetzt bei der Vorstellung der Pläne.

Wortbruch will sich Renzel auch bei den Behelfseinrichtungen nicht vorwerfen lassen, und tatsächlich hatte er nie einen festen End-Termin benannt. In der aktuellen Lage sehe er keine Alternative zu deren Erhalt: „Wir sind am Ende unserer Möglichkeiten. Es fehlen die Investitionsmittel, um jetzt neue Dauerunterkünfte zu bauen.“ Es sei denn, man striche die Mittel andernorts, etwa bei Schulen und Sportstätten.

Neubauten würden ein klaffendes Loch in den Etat reißen: Die Schaffung von 100 Plätzen in Asylheimen koste etwa 3,2 Millionen Euro, so Renzel. Da im laufenden Jahr fast 1000 neue Plätze benötigt werden, müsste die Stadt 32 Millionen Euro ausgeben. „Ohne Hilfe von Land und Bund geht das nicht.“

Behelfseinrichtungen  
StandortErweiterung umPlätze gesamt
Tiegelstraße138 Plätze258
Dilldorf48 Plätze128
Frintrop14 Plätze144
Hatzper Straße98 Plätze168
Kapitelwiese65 Plätze205

Die Verwaltung schlägt daher eine Art Zwei-Stufen-Plan vor: In einem ersten Schritt werden die fünf Behelfseinrichtungen um 363 auf dann 903 Plätze ausgebaut (obere Tabelle). Außerdem will man den Vertrag für das Gebäude Pregelstraße mit seinen 50 Plätzen verlängern; und schließlich soll die ehemalige Boecker-Zentrale an der Hülsenbruchstraße gemietet und für 130 Flüchtlinge ausgebaut werden. „Andere Städte müssen Turnhallen nutzen. Das wollen wir unter allen Umständen vermeiden, aber es wird immer schwerer“, betont Renzel.

Geplante Dauerheime 
StandortPlätze
Hubertstraße (Frillendorf)150
Lerchenstraße (Stadtwald)100
Papestraße (Holsterhausen)150
Pläßweidenweg (Horst)100
Prosperstraße/Rauchstraße (Dellwig)100
Ruhrtalstraße/Bahnhof Kewttig150
Stauseebogen (Heisingen)100

Auch der Deutsche Städtetag weise mit Nachdruck auf die Nöte der Kommunen hin und nehme Bund und Land in die Pflicht für eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen. Sollten die nötigen Investitionsmittel bereit gestellt werden, könnte Essen die Behelfseinrichtungen aufgeben. In einem zweiten Schritt sollen dann sieben neue Dauerunterkünfte geschaffen werden. Fünf der sieben Standorte (untere Tabelle) hat der Rat bereits in einer Art Vorratsbeschluss abgesegnet. In der März-Sitzung müsste demnach nur über die Prosperstraße und über das Gelände des ehemaligen Jugendzentrums Papestraße entschieden werden.

Auf eine rasche Entspannung der Lage dürfe trotzdem niemand setzen, sagt Renzel: Allein in diesem Jahr rechnet die Stadt mit 1600 Asylbewerbern bzw. Flüchtlingen aus Syrien. Zwar werden die 800 Plätze im neuen Groß-Asyl auf dem ehemaligen Kutel-Gelände auf Essens Quote angerechnet – doch die Einrichtung wird erst im Dezember eröffnet. Und weil dann zeitgleich das Asylheim im Opti-Park mit seinen 530 Plätzen schließt, bleibe nur ein Überschuss von 270 Plätzen.