Essen. . Nun ist es offiziell: Essens SPD setzt bei der Oberbürgermeisterwahl am 13. September auf Reinhard Paß. Der Parteitag am Samstag folgte damit dem Ergebnis des Mitgliederentscheides. 79,8 Prozent der Delegierten stimmten für den Amtsinhaber. Eine Generalabrechnung blieb aus.
Die Einladung zum Politischen Aschermittwoch lag der Tagesordnung bei, denn auf dem Parteitag sollte erst gar keine Katerstimmung aufkommen. Nein, die Lust, sich in aller Öffentlichkeit gegenseitig zu zerfleischen, mag in der Essener SPD ausgeprägter sein als in anderen Parteien. Selbstmordabsichten sind aber auch ihr fremd. So sparten sich die Sozialdemokraten am Samstag nach dem nervenaufreibenden Mitgliederentscheid eine Generalabrechnung. Stattdessen hoben die Delegierten erwartungsgemäß Reinhard Paß auf den Kandidatenschild für die Oberbürgermeister-Wahl im September.
Paß erhielt 79,8 Prozent der Delegierten-Stimmen. Parteivorsitzende Britta Altenkamp stand gar nicht erst zur Debatte, sie bleibt im Amt und zitierte in bester sozialdemokratischer Tradition aus einem Arbeiterlied: „Da schreiten sie Seit’ an Seit’“. So, als sei nichts gewesen.
Altenkamp nimmt ihre Kritik an Paß zurück
DemokratieDass es auf dem Parteitag im Ruhrturm an Huttropstraße nicht zum großen Show-Down kommen sollte, deute sich bereits beim Blick auf die Tagesordnung an. Eine Aussprache sah diese gar nicht vor. Auch jene auf Krawall gebürsteten Genossen, die nach dem Mitgliederentscheid Altenkamps Rücktritt gefordert hatten, nahmen dies widerspruchslos hin. Altenkamp selbst baute ihren Kritikern gleich zu Beginn eine Brücke, als sie erklärte, sie habe auf den Regionalkonferenzen einen „konzilianten und ideenstarken“ Reinhard Paß erlebt, der es verstanden habe auf die Genossen zuzugehen. „Deshalb“, so Altenkamp, „haben sich meine Worte vom Sommer erledigt.“ Paß, die „falsche Person“ für das Amt? „Ich würde diese Worte heute nicht mehr äußern.“
Eine öffentliche Entschuldigung war das zwar nicht, aber eine solche hatten die Delegierten von „ihrer Britta“ wohl auch nicht erwartet. Auch Reinhard Paß gab sich damit zufrieden. Zwar mochte der OB nicht verhehlen, dass die „Angriffe und teilweise auch Demütigungen der letzten Zeit“ nicht spurlos an ihm vorübergegangen seien. Doch nachkarten wollte auch er nicht.
Klares Signal für den Oberbürgermeister
Der OB beschränkte sich darauf, die sozialdemokratische Seele zu streicheln und sparte auch nicht mit Selbstkritik: „ Ich gebe zu, das ein oder andere ist auch daneben gegangen.“ Paß weiß nur zu gut, dass er seine Partei braucht, will er der Wahl im September gewinnen. Insofern war die Höhe der Zustimmung ein erstes Indiz dafür, wie stark sein Rückhalt tatsächlich ist.
103 Ja-Stimmen bei 17 Gegenstimmen und neun Enthaltungen waren wohl jenes klare Signal, das der OB von seiner Partei erwartet hatte. Die der geheimen Abstimmung vorausgegangene Nominierung per Kartenzeichen war sogar mit nur sechs Enthaltungen und sechs Gegenstimmen noch deutlicher zugunsten von Paß ausgegangen. Nur die Delegierten des Ortsvereins Oststadt hatten geschlossen mit „Nein“ gestimmt. Dessen Vorsitzende, Ratsfrau Barbara Soloch, nannt das Votum nur folgerichtig, hatte sich die Mitgliederversammlung des Ortsvereins im Kandidatenstreit doch gegen den OB und für dessen Herausforderin Angelika Kordfelder positioniert. Die Oststadt-Delegierten standen dazu. Andere Ortsvereine beugten sich auf dem Parteitag lieber der Parteiräson.
Wie hatte es Reinhard Paß in seiner Rede an die Delegierten formuliert: Es wäre naiv zu glauben, es hätten sich keine Gräben aufgetan. „Wir schütten sie heute spätestens zu.“ Ob die Tragschicht zumindest bis zum Wahltag am 13. September hält, wird man sehen.