Essen. Das Bundeskartellamt hat die Fusion der Deutschen Annington und der Gagfah Group genehmigt – Mieterverbände beobachten die Entwicklung mit Skepsis.
Für den Mieterschutzbund ist es die Geburtsstunde einer unheilvollen Allianz: Nun hat der Immobilienkonzern Deutsche Annington vom Bundeskartellamt grünes Licht für die geplante Übernahme des Essener Konkurrenten Gagfah erhalten. Entstanden ist ein marktmächtiger Immobiliengigant mit circa 350.000 Wohnungen im Wert von rund 20 Milliarden Euro. Satte 84 Millionen Euro im Jahr wollen beide Gesellschaften durch den Zusammenschluss einsparen – wo sich der Sitz der geplanten gemeinsamen Firmenzentrale in Zukunft befinden soll, steht derzeit noch nicht fest. Allein die Deutsche Annington unterhält in Essen etwa 9600 Wohnungen.
Für Mieter ist die Fusion noch eine Rechnung mit vielen Unbekannten, doch würden sich für sie keine wesentlichen Veränderungen ergeben, betonten bislang beide Seiten. Claus Deese, Geschäftsführer des Mieterschutzbundes, beobachtet die Entwicklung dennoch mit Sorge: „Die Deutsche Annington und die Gagfah Group genießen beide einen extrem schlechten Ruf. Ich kann mir kaum vorstellen, dass beide Konzerne sich nach der Fusion plötzlich als sozial verantwortliche Vermieter profilieren. Da kann nichts Gutes bei herumkommen.“
"Baumwartung als Mieterpflicht erfunden"
Waren die Gewinnmargen bei der Deutschen Annington bis in die 90er Jahre klar gedeckelt, hat das Unternehmen inzwischen den Status der Gemeinnützigkeit verloren – häufige Wechsel in der Chefetage und unzureichende Renovierungsarbeiten an Mietbeständen festigten den Ruf des Konzerns als rein profitorientiertes Unternehmen ohne Rücksicht auf soziale Belange. Ähnliche Klagen gibt es über die Gagfah Group. Für Deese ein berechtigter Vorwurf, zumal die Deutsche Annington zuletzt offenbar versucht hatte, Kosten, die eigentlich der Vermieter zu tragen hat, Mietern als Nebenkosten in Rechnung zu stellen: „Nach dem Pfingststurm Ela hat die Deutsche Annington die sogenannte Baumwartung als Mieterpflicht erfunden. Das ist ziemlich lächerlich“, konstatiert der Jurist.
Kritik regt sich auch bei der Mietergemeinschaft Essen: „Ich befürchte, dass sich die Probleme für die Mieter fortsetzen werden“, sagt Geschäftsführerin Siw Mammitzsch. Es sei bekannt, dass zumindest die Deutsche Annington ihre Mietbestände in Kategorien im Hinblick auf ihre Entwicklungsfähigkeit unterteile.
Will heißen: Wo Investitionen sich lohnen, wird Geld in die Hand genommen – andere Immobilien sind regelrecht dem Verfall geweiht. „Gerade in Essen gibt es noch viele Altbauten, die nur mit einer Nachtspeicherheizung ausgestattet sind. Von den Fassaden bis zum Dach ist da alles renovierungsbedürftig“, so Mammitzsch. „Da sehe ich die Wohnungsbaugesellschaften ganz klar in der Verantwortung.“ Und mit Blick auf Annington-Chef Rolf Buch, der sich zurzeit in Beschwichtigung übt: „Herr Buch ist in erster Linie seinen Aktionären verpflichtet und nicht seinen Mietern. Das ist ein Teil des Problems.“