Essen. Seit über drei Monaten haben Randi und Peter Zahnert massive Probleme mit ihrer Telefonleitung. Besserung ist laut Telekom nicht in Sicht.

Irgendwann hatte Randi Zahnert dann genug. Seit mehr als drei Monaten haben sie und ihr Gatte Peter in Stadtwald massive Probleme mit ihrem Telefon. Also verfasste die 69-Jährige einen langen Brief an die Deutsche Telekom. In den packte sie mehrere Großanzeigen des Konzerns. Und einen gutgemeinten Hinweis an die Geschäftsführung: „Investieren Sie doch bitte weniger Geld in die Werbung und mehr in die Technik.“

Am 19. Oktober 2014 fing dieses Unheil bei der Umstellung auf ein Glasfaserkabel mit einem Totalausfall am Waldsaum in Stadtwald an. Seitdem ist bei Familie Zahnert in Sachen Telekommunikation nichts mehr, wie es vorher war. Wochenlang war die Familie gar nicht über Festnetz erreichbar. Die Zahnerts lernten mit ihrem Handy Hotlines kennen und Warteschleifen-Melodien auswendig. Sie hörten immer wieder Begriffe wie Leistungsdiagnose, Leitungsstörung und Datenbank-Problem. Sie schrieben Briefe an die Telekom und gingen in den T-Punkt in Rüttenscheid. Erfolglos. Es gab keinen Anschluss unter ihrer Nummer.

Plötzlich war die Nummer weg

Erschwerend kam für die Senioren hinzu: Randi Zahnert musste ins Krankenhaus. Gatte Peter, 78, hat nur noch 15 Prozent Herzleistung, ist zu 90 Prozent schwerbehindert und muss mit einem speziellen Gerät für Gehörgeschädigte telefonieren. „Unser Handy hat ihm dann auch nicht mehr geholfen. Zu unseren Kindern, Enkeln und Freunden gab es keinen Kontakt mehr“, erklärt Randi Zahnert.

Kurz vor Weihnachten, als sie aus dem Krankenhaus zurückkehrte, konnte ein Telekom-Techniker zumindest etwas helfen. Er richtete dem Ehepaar übergangsweise eine Nummer ein. „43 Jahre hatten wir unsere alte Telefonnummer. Plötzlich war sie weg“, klagt Randi Zahnert. Und niemand kann sagen, ob sie wiederkommt.

Über Wochen aufs Handy ausgewichen

Die Deutsche Telekom hat eine Ahnung, kann aber nicht helfen: „Ein uns bekannter Fehler wirkt sich leider auch auf die Zahnerts aus. Wir arbeiten an einer Lösung, können in der Zwischenzeit leider nur um Geduld bitten“, teilt der Konzern auf WAZ-Anfrage mit. Ob eine Kompensation für die Zahnerts denkbar ist? „Ein Schritt nach dem anderen. Erst einmal lösen wir dieses Problem“, so die Telekom. Fragt sich, wann das der Fall ist.

Die Zahnerts können zwar wieder telefonieren. Nur kennt niemand ihre Nummer. „Ärzte sind nicht durchgekommen. Und Freunde. Die haben bei Bekannten angerufen und gefragt, ob bei uns alles in Ordnung ist“, berichtet Randi Zahnert. Wer die 43 Jahre alte Nummer der Familie anruft, hört einen Besetzt-Ton. „Da denkt man, die telefonieren Tag und Nacht“, sagt die Rentnerin, die ein weiteres Problem hat: Ihre Handytelefonie hat in den letzten Wochen zwangsweise enorme Ausmaße angenommen, wie die aktuelle Rechnung aus dem Januar zeigt. „Mal sehen, was die Telekom dazu sagt.“

Essener Taxi-Unternehmen hatte Probleme bei Rufnummernmitnahme 

Ein Problem mit der Erreichbarkeit unter der bekannten Rufnummer hatte auch ein Essener Taxiunternehmen. Fast eine Woche lang funktionierte die gewohnte Nummer nicht, was erhebliche finanzielle Einbußen bedeutete.

Ingo Kathol-Perrier, Inhaber des Unternehmens, hatte sich für einen Wechsel zu einem neuen Telefonanbieter entschieden. Seine Rufnummer wollte er mitnehmen, beim Portierungsverfahren lief allerdings etwas zwischen den Telefonanbietern schief. Beide bestätigten ihm auf Nachfrage jedoch, ihrerseits den Vorgang abgewickelt zu haben. Der Leidtragende war der Taxiunternehmer. Und der war über die Situation äußerst verärgert.

Verbraucherzentrale hilft

Solche Fälle treten auch bei Privatkunden in der Stadt auf und können ebenfalls eine Menge Ärger bedeuten. Um der Ursache des Problems auf den Grund zu gehen, wenden sich viele an die Verbraucherzentrale in Essen. „Fehler bei der Rufnummernportierung sind definitiv ein großes Thema. Für die Kunden ist das natürlich sehr unerfreulich. Da sind uns einige Fälle bekannt“, sagt Tiana Preuschen, Verbraucherberaterin in Essen. Um den größten Stress zu vermeiden, rät die Verbraucherberaterin, alle schriftlichen Dokumente aufzubewahren. „Bestätigungen zur Portierung von beiden Seiten sind wichtig, alleine bei der Ausfüllung des Formulars kann viel schief gelaufen sein. Etwa unterschiedliche Groß- und Kleinschreibung in den Anschreiben kann ein Problem sein“, weiß die Expertin.

Die Verbraucherzentrale könne im Ernstfall meist weiterhelfen: „Wir nehmen Kontakt zu beiden Anbietern auf und finden heraus, wo das Portierungsproblem liegt“, so Preuschen.

Wichtig sei, dass Betroffene einen Termin vereinbarten und dann alle gesammelten Unterlagen zur Problembehebung vorlegten.