Essen-Bredeney. . Joachim Lauterjung, Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Bredeney, wollte eigentlich nur schnelleres Internet. Weil sich Telekom und Vodafone offenbar nicht über ein Glasfaserkabel einig werden, sind die Leitungen seit acht Wochen tot. Selbst eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur blieb folgenlos.
„Ruft mich an in der Not, so will ich dich erretten“ – zu diesem Psalm aus dem Alten Testament hielt Joachim Lauerjung, Pfarrer der evangelischen Gemeinde Bredeney, vor Kurzem eine launige Predigt. Gott höre einen schließlich immer, so das Fazit. Joachim Lauterjung hingegen erreichen die Gemeindemitglieder seit dem 22. September nur noch auf Umwegen. Seit gut zwei Monaten ist seine Telefonleitung tot.
Die unendliche Geschichte nimmt Ende vergangenen Jahres ihren Lauf. Ein Mitarbeiter der Telekom klingelt bei dem Pfarrer, macht ihm ein Angebot für eine deutlich schnellere Internet-Leitung. „Da wir in der Gemeinde mittlerweile sehr viel über das Internet abwickeln, etwa unsere Homepage pflegen und E-Mails beantworten, war das sehr interessant für mich. Meine frühere Vodafone-Leitung war recht langsam“, sagt der 53-Jährige.
Er beauftragt die Verwaltung, die daraufhin den Vodafone-Anschluss kündigt. Am 17. Februar bestätigt die Telekom den Wechsel, portiert seine alte Telefonnummer und kündigt bei Vodafone. Lauterjung wird in einem Anschreiben noch zum „schnellen Internet“ gratuliert, danach wird es ruhig. Am 22. September wird der Anschluss ohne Vorwarnung abgeschaltet. Im Gespräch mit einem Mitarbeiter der Telekom erfährt Lauterjung, dass Vodafone die Glasfaserkabel, die zum Pfarrhaus führen, gemietet habe und dieser Vertrag nicht gekündigt worden sei. Eine kurzfristige Lösung des Problems sei nicht möglich, auch nicht nach Lauterjungs Hinweis auf die gesetzliche Versorgungsverpflichtung.
Selbsthilfe mit altem Handy und ströungsanfälligem Wlan-Stick
„Gerade für einen Pfarrer, der beispielsweise in Sterbefällen schnell erreichbar sein muss, geht dieser Zustand gar nicht.“ Problem ist, dass neben dem Dienstanschluss noch weitere Netze betroffen sind: „Da hängen auch die Telefone für die Jugendarbeit, im Gemeindesaal und in der Spielgruppe mit dran. Gut, dass die Jugendlichen alle ein Handy haben“, sagt Lauterjung. Auch er besorgt sich eine günstige Telefonkarte, reaktiviert ein altes Handy und organisiert einen W-Lan-Stick, um den Betrieb einigermaßen aufrecht zu erhalten.
Unzählige Telefonate bei der Kundenhotline und unendlich viel Zeit in Warteschleifen folgen, schließlich hat Lauterjung „die Faxen dicke“ und macht sich über Verbraucherschutz schlau. Er leitet seine Beschwerde an die Bundesnetzagentur weiter. Bislang ebenfalls ohne Erfolg. „Ich bin mit meinem Latein langsam wirklich am Ende“, sagt der Pfarrer, der über all dies seinen Humor aber nicht verloren hat.
Auf Anfrage bei der Telekom heißt es, dass man die „entstandenen Unannehmlichkeiten“ bedauere. „Die Telekom wird sich um den Fall kümmern und den Kunden kontaktieren, um eine gemeinsame Lösung zu finden.“ Wann es soweit ist, weiß vielleicht nur Lauterjungs Chef, der liebe Gott.