Am Neujahrstag und mitten in der Nacht wurden vom Telefonanschluss der Awo Computerspiele gekauft. Doch die Täten sind nicht zu ermitteln, weil es fürs Kettwiger Rathaus unzählige Generalschlüssel gibt.

Essen-Kettwig. Einmal im Monat flattert auch dem Kettwiger Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt die Telefonrechnung auf den Tisch. Vorsitzender Harald Neef kennt den Betrag, der dann vom Konto abgebucht wird. Doch statt der üblichen 13,50 Euro waren es dieses Mal insgesamt satte 146,14 Euro. Dem SPD-Bezirksvertreter war sofort klar, „dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war“. Und er forschte nach. Schnell stand fest, „dass von unserem Anschluss aus über eine 0900-Nummer Computerspiele gekauft wurden“.

Das Telefon steht übrigens in den Räumen der Awo im Kettwiger Rathaus. Dort treffen sich die Mitglieder des Seniorenclubs, dort wird Skat gespielt und die Fußpflegerin kommt regelmäßig. Schwer vorstellbar, dass sich einer der Nutzer der Awo-Räume per Telefon das nächste Level eines Online-Games teuer erkauft hat. Harald Neef: „Jetzt konnte uns nur noch der Nachweis der Verbindungszeiten helfen.“ Und der brachte Erstaunliches zutage: Jeweils am 1. Januar um 13 und um 13.02 Uhr und am 3. Januar um 5.15 und um 5.17 Uhr wurde der Spieleanbieter angewählt - „und jeder Anruf kostet uns 25 Euro“ erfuhr Neff.

Wer am Neujahrsmorgen oder mitten in der Nacht das Awo-Telefon nutzte, kann wohl kaum noch geklärt werden. „Wir müssen wohl oder übel zahlen“, sagt Neef. Bei der Polizei hat er Anzeige gegen Unbekannt erstattet und sich von der Telekom beraten lassen. „Dort habe ich den guten Tipp bekommen, alle 0900-Nummern für diesen Anschluss sperren zu lassen.“

Das ist bereits geschehen - allerdings nicht für alle städtischen Anschlüsse. Auch andere Nutzer der Räume im Kettwiger Rathaus haben in der Vergangenheit wohl schon überhöhte Telefonrechnungen erhalten und auch bezahlen müssen. Das Problem: Man kann nicht nachhalten, wer sich mitten in der Nacht Zugang zum Rathaus verschafft hat. Denn eingebrochen wurde nicht. Harald Neef: „Es sind unzählige Generalschlüssel im Umlauf. Keiner weiß genau, wie viele es sind und wer alles einen hat...“.

Um es den Telefonbetrügern nicht noch leichter zu machen, wurden einige Apparate, die frei zugänglich waren, schon eingesammelt. Aber die Anschlüsse sind immer noch da - und „wenn man sein eigenes Telefon mitbringt und einstöpselt, ist alles möglich“, sagt Neef.

Ihm ist jetzt vor allem wichtig, andere Nutzer zu informieren. „Wenn man diese 0900-Nummern sperren lässt, ist man schon einen gewaltigen Schritt weiter.“