Essen. In Essen ist die Deutsche Bahn an mehreren Stellen dabei, neue Lärmschutzwände zu errichten – doch die werden sofort von Graffiti-Sprayern zugeschmiert.

Einen sprunghaften Anstieg von Schäden durch Vandalismus und Graffiti-Sprayer hat die Bahn im vergangenen Jahr an Rhein und Ruhr registriert. Zu den lohnenswerten Zielen der Sprayer-Szene zählt dabei Essen, wohl auch, weil die Bahn hier eifrig dabei ist, neue Lärmschutzwände aufzustellen.

Die fast drei Meter hohen, cremefarben lackierten und hochabsorbierenden Leichtmetallelemente entlang der Bahnstrecke erweisen sich nämlich als ideale Mega-Leinwand für die sprayfreudige Szene. Beispiel: der Abschnitt zwischen den Bahnhöfen Frohnhausen und Essen-West. Kaum hatten die Monteure die letzte Schraube angezogen und der Baustelle den Rücken gekehrt, müssen die Graffiti-Sprayer schon mit ihren Farbdosen angerückt sein. An Bahnreisenden, die aus dem Fenster schauen, gleitet nun ein mehrere hundert Meter langes, buntes Band vorbei – übrigens auf beiden Seiten dieser breiten Bahn-Achse.

Ohnmacht bei Graffiti längs der Bahnstrecken

„An Zügen und in Bahnhöfen werden Graffiti-Schmierereien umgehend entfernt“, betont Dirk Pohlmann, Sprecher von DB NRW. Bei Graffiti längs der Bahnstrecken macht sich hingegen eher Ohnmacht breit. „Um an die Lärmschutzwände heranzukommen, müssten wir Gleise sperren“, fügt der Sprecher hinzu. Das würde im schlimmsten Fall Zugumleitungen oder gar Verspätungen mit sich bringen. Die Folge: Graffiti-Sprayereien würden hier nicht beseitigt. „Das lässt sich wohl nicht verhindern“, sagt Pohlmann.

Mehr Gewalt auch gegen Personal

In NRW hat die Deutsche Bahn letztes Jahr 3000 Fälle von Vandalismus registriert. Bei Graffiti-Schmierereien hat sich die Zahl gar verdreifacht.

Die Zahl der Angriffe auf Bahnpersonal – Sicherheitskräfte und Schaffner – stieg an Rhein und Ruhr um fünfzig Prozent an.

Insbesondere in Essen investiere die Deutsche Bahn derzeit stark in den Lärmschutz. Schwerpunkte im vergangenen Jahr waren Frohnhausen, Frillendorf und Kray. Im ersten Abschnitt wurden sieben Schallschutzwände mit einer Gesamtlänge von fast 3000 Metern aufgestellt. Investitionsvolumen: 5,1 Millionen Euro. Angenehm: Menschen, die direkt an der Bahnstrecke wohnen, werden spürbar entlastet.

Graffiti-Sprayer dürfen sich unterdessen über weitere „Leinwände“ freuen, die in Gestalt neuer Leichtmetallwände entstehen.

Schallschutzwände auf einer Länge von 260 Metern

Auch interessant

Ein zweiter Bauabschnitt mit weiteren sieben Kilometern Schutzwänden soll nämlich bis 2017 folgen. Der Bahnsprecher macht deutlich, dass es sich bei Graffiti-Schmierereien keinesfalls um ein Kavaliersdelikt handele. „Wer Bahnanlagen mit Graffiti beschmiert, begeht Sachbeschädigung.“

Im Bereich des Bahnhofs Bergeborbeck stellt die Deutsche Bahn demnächst Schallschutzwände mit einer Gesamtlänge von 260 Metern auf. Ausgeführt werden die Bauarbeiten an der S-Bahnlinie 2 an zwei Wochenenden – vom 20. bis 23. Februar sowie vom 27. Februar bis 2. März. Bahnreisende müssen an diesen beiden Wochenenden Einschränkungen in Kauf nehmen. Züge der Linie S 2 in Fahrtrichtung Gelsenkirchen/Dortmund halten nicht in Dellwig und Bergeborbeck.