Essen. . Wo fließt unser Schmutzwasser hin, wenn es den Lokus hinabrauscht? Welchen Sinn hat das merkwürdige Blaulicht in manchen Sanitäranlagen? Und wo markieren Wildpinkler verbotenerweise ihr Revier? Zum Welttoilettentag klärt die NRZ auf.

Alle tun es, aber niemand spricht darüber: Nein, nicht das, was Sie denken... Die individuellen Toilettengewohnheiten sind wohl für viele Menschen ein buchstäblich anrüchiges Thema – dabei verbringen wir im Durchschnitt satte drei Jahre unseres Lebens auf dem stillen Örtchen. Am heutigen Welttoilettentag, der 2001 als eine Initiative der Vereinten Nationen entstand, widmet die NRZ sich dem eher unroyalen „Thron“ in unserem Leben.

Kläranlagen
Was reingeht, muss auch wieder raus. Bloß wohin fließen die Hinterlassenschaften der Essener? Vom Lokus rauschen die Endprodukte durch den Hausanschluss in den städtischen Abwasserkanal. Aus diesem übernehmen Emschergenossenschaft und Lippeverband in einem der unterirdischen Kanäle das Schmutzwasser. Von dort aus fließt es in die Kläranlagen, in denen das Wasser gereinigt wird, bevor es in den Rhein fließt. Im Jahr 2013 wurden in den Anlagen der Emschergenossenschaft 618 Millionen Kubikmeter Wasser gereinigt – in den Kläranlagen des Lippeverbandes waren es circa 174 Millionen Kubikmeter.

Kanalisation
99 Prozent aller Haushalte in Essen sind an die Kanalisation angeschlossen – dies entspricht etwa 91.000 Grundstücken im Stadtgebiet. Wer keinen konventionellen Anschluss besitzt, muss sein Schmutzwasser über eine Kleinkläranlage, eine Behelfsentwässerungsanlage oder eine abflusslose Grube säubern lassen. Anders als früher ist auch die Villa Hügel inzwischen an das städtische Abwassersystem angeschlossen. Früher floss die Brühe der Kruppschen Familiendynastie ungehindert in den Baldeneysee.

Wildpinkeln
Wer im öffentlichen Raum spontan seine Blase erleichtert, muss mit einem saftigen Bußgeld rechnen. Wildpinkeln wird als Ordnungswidrigkeit geahndet und schlägt mit 50 Euro zu Buche. Das hält manche Zeitgenossen dennoch nicht davon ab, bestimmte Orte in der Stadt als Freiluft-Toilette zu missbrauchen – so etwa eine alte Treppe zur U-Bahn im Hauptbahnhofsgelände, die eigentlich als Fluchtweg dient. Trotz Einzäunung wird das Tor zum Treppenaufgang immer wieder aufgebrochen und bleibt somit eine Anlaufstelle für Essens Trinker- und Drogenszene. Damit es dort nicht weiter zum Himmel stinkt, „arbeitet die Stadt an einer baulichen Lösung“, sagt Stadtsprecherin Renate Kusch. Wie diese im Detail aussehen soll, ist zurzeit noch unklar.

Toilettenfrau/Klomann
Sie tragen einen weißen Kittel, lächeln freundlich und sorgen dafür, dass in Restaurants und Einkaufszentren jeder Kunde eine saubere Toilette vorfindet. So auch Tatjana Weber vom Limbecker Platz, die der Frage, welche Zustände sie in manchen Toilettenzellen nach deren Benutzung vorfindet, diskret ausweicht: „Dazu sage ich lieber nichts“, antwortet sie diplomatisch. „Ich bin einfach froh, dass ich Arbeit habe.“ Sie ist als Reinigungskraft bei einem Münsteraner Unternehmen angestellt, wo sie 9,31 Euro pro Stunde verdient.

Blaulicht
Haben Sie sich schon öfters gefragt, ob das blaue Licht in manchen öffentlichen Toiletten einen Zweck erfüllt, oder schlicht einen Fall optischer Geschmacksverirrung darstellt? Finden tut man es etwa in den Toilettenanlagen der Mayerschen Buchhandlung in der Innenstadt, im Rathaus und bei Ikea. Grund: Das Blaulicht soll Junkies von der WC-Anlage fernhalten, da sie unter den schlechten Lichtverhältnissen nicht ihre Vene finden, um sich einen Schuss zu setzen.

Teures Geschäft
Immer weniger öffentliche Toiletten sind gratis, denn das Geschäft mit dem Geschäft der anderen ist lukrativ: So betreibt die Evag jeweils eine WC-Anlage am Berliner Platz, am Rathaus und am Hauptbahnhof, wo jeweils eine Gebühr von 50 Cent erhoben wird. Anbieter wie Sanifair berechnen gar einen Euro, wobei der Kunde einen Gutschein über 50 Cent zurückerhält, der in ausgewählten Läden eingelöst werden kann.