Essen. Jedes dritte Kind in Essen lebt von Hartz IV. Vor allem die Dauer bereitet dem Gewerkschaftsbunds Sorge. Häufig sind dies vier Jahre und länger.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund beklagt eine zunehmende Kinderarmut in Essen seit der Einführung der Hartz-IV-Gesetze. Er fordert daher ein Aktionsprogramm, dass der Bund mit den Mehreinnahmen aus dem Mindestlohn bezahlen soll. „Letztlich muss das Ziel sein, dass kein Kind in einer Familie aufwächst, in der beide Elternteile dauerhaft keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Hartz IV darf nicht zum Lebensstil werden oder gar vererbt werden“, fordert Dieter Hillebrand, der DGB-Vorsitzende in Essen.
Nach Angaben der Gewerkschaft leben in Essen rund 22.770 Kinder unter 15 Jahren in Familien, die Hartz IV beziehen. Das seien rund 32 Prozent aller Kinder unter 15 Jahren. Somit ist jedes dritte Kind in Essen persönlich betroffen.
Gewerkschaftsbund fordert Aktionspaket
Wir der DGB weiter kritisiert, ist die Hartz-IV-Armut unter Kindern damit mehr als doppelt so hoch wie bei Menschen im erwerbsfähigen Alter. Dort sind 16,5 Prozent auf die Sozialleistung angewiesen. „Faktisch muss man daher feststellen, dass das Armutsrisiko gerade bei Kindern ansteigt“, so Hillebrand. Zur Einführung von Hartz IV im Jahr 2005 waren knapp 19.940 Kinder betroffen. Bis zum September 2014 sei die Zahl der Kinder auf rund 22.770 angestiegen. Ein Plus von knapp 15 Prozent innerhalb von zehn Jahren.
Besonders kritisch bewertet der DGB, dass gerade Kinder meist lange auf Hartz-IV-Niveau leben müssen. Die Armutsforschung zeige, dass lange Lebensphasen in Armut die beruflichen und persönlichen Chancen nachhaltig behindern. In Essen erhalten rund 55 Prozent der erwerbsfähigen Hartz-IV-Bezieher vier Jahre und länger Geld vom Staat. Bei Kindern im Alter von 7 bis 14 Jahren seien dies hingegen 64,7 Prozent.
Das Aktionsprogramm, das der DGB gegen Kinder- und Familienarmut fordert und das der Bund bezahlen soll, sollte unter Einschluss der Kommunen, der Sozialpartner und der Wohlfahrtspflege umgesetzt werden, so Hillebrand weiter. Nach Schätzungen von Arbeitsmarktforschern bringt der Mindestlohn dem Fiskus kurzfristig Mehreinnahmen von über drei Milliarden Euro.