Essen. Per Telefon nehmen die Täter Kontakt zu möglichen Opfern auf und versprechen angeblichen Gewinn gegen Kontodaten. Die Polizei rät: Nummer wechseln.

Immer wieder neue Maschen lassen sich Trickbetrüger am Telefon einfallen, um ans Geld ihrer gutgläubigen Opfer zu kommen. So erhielt eine Essenerin mehrfach Anrufe, bei denen ihr angebliche Gewinne versprochen wurden, wenn sie einen Einsatz von ein paar Euro tätigen und ihre Kontodaten weitergeben würde. Als sie, skeptisch geworden, die Nummer auf dem Display zurückrief, landete sie zu ihrem Erstaunen in einer Tierarztpraxis in München. Am anderen Ende war eine ziemlich entnervte Angestellte, die ihr von zahllosen Anrufen aus demselben Grund berichtete. Offenbar hatten sich zwielichtige Personen über die Notfall-Handynummer der Praxis eingewählt. Doch wie ist das möglich?

„Um ihre Spuren zu verwischen, nutzen die Betrüger Handynummern, die nicht existieren oder bereits vergeben sind“, erklärt Carsten Bäcker, Leiter der Ermittlungskommission organisierte Kriminalität bei der Polizei in Essen. Möglich machen das spezielle Hackerprogramme, die jeder aus dem Internet herunterladen kann, aber auch die Dienste einer Firma, die es ermöglicht, Phantasie-Nummern zu benutzen. Das sei leider nicht verboten.

Gutgläubige und hilfsbereite Senioren

„Grundsätzlich wollen diese Personen mit den ahnungslosen Teilnehmern ins Gespräch kommen, um möglichst viele Informationen zu sammeln“, weiß Carsten Bäcker, der sich mit den Betrugsmaschen und der Vorgehensweise der Trickbetrüger, die oft aus dem Ausland operieren und deswegen schwer zu fassen sind, auskennt. Er berichtet auch davon, dass Telefondaten unter den bandenmäßig vorgehenden Trickbetrügern eifrig weitergegeben oder weiterverkauft werden. An die Daten kommen die Betrüger schnell: Wer zum Beispiel schon mal im Internet bestellt oder an Gewinnspielen teilnimmt, hinterlässt unweigerlich Spuren. „Das ist der Fluch unserer Zeit.“

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Eine andere Methode, um an potenzielle Opfer zu kommen, ist das Durchforsten von Telefonbüchern nach Vornamen, die auf das Alter der Teilnehmer schließen lassen. „Wer Wilhelm, Heinrich, Otto, Käthe oder Brunhilde heißt, ist meist jenseits der 60“, so Bäcker, „das mutmaßen auch die Täter.“ Die suchen sich gern die oftmals gutgläubigen und hilfsbereiten Senioren aus, tätigen dafür an manchen Tagen bis zu 100 Anrufe, um an ihr Ziel zu kommen.

Für Menschen, die immer wieder von zweifelhaften Anrufern belästigt werden, hat der Ermittler deshalb nur einen Rat: Sie sollten schleunigst die Telefonnummer wechseln und ihren Vornamen im Telefonbuch nicht mehr ausschreiben lassen. Denn: „Wer einmal im Fokus dieser Täter ist, hat nur diese Möglichkeit.“