Essen. Ein Tag mit dem 1. Solocellisten der Essener Philharmoniker, Armin Fromm, zwischen Sinfoniekonzert-Probe und Opern-Vorstellung.

Der Vormittag hat Ligeti gehört. Für Armin Fromm, 1. Solocellist der Essener Philharmoniker, ist das Alltag. Aufstehen, Kaffee trinken, üben, auch wenn an diesem Vormittag gar keine Orchesterprobe ansteht. Berufsmusikern ergeht es wie Spitzensportlern. Man darf nie nachlassen. „Dass wir zu Hause üben, wird vorausgesetzt“, erklärt Fromm, der seit 1988 zum Orchester gehört. Deshalb hat er den Übungsraum besonders schallisoliert und noch eine Bücherwand davor gepackt. Sonst wüssten die Nachbarn schon, dass im Februar ein Opernwerk auf dem Aalto-Spielplan steht, das auch Spitzen-Orchester wie die Philharmoniker nicht alle Tage spielen. György Ligetis „Le Grand Macabre“. Fromm arbeitet sich mit Konzentration und Stoppuhr durch die komplizierte Partitur. „Man muss die Tonfolgen ins Ohr bekommen“, erklärt der Rüttenscheider. Proben mit dem gesamten Orchester wird es später nur eine Handvoll geben, „da muss man gut vorbereitet sein und darf nicht die Töne suchen“.

Orchestermusik ist wie Spitzensport, „man muss die Leistung auf den Punkt abrufen“, sagt Fromm. Und wer in einem der großen deutschen A-Klangkörper wie den Essener Philharmonikern spielt, der hat viel vorgearbeitet: Musikunterricht von kleinauf, dazu ein jahrelanges Studium. Das Arbeitsgerät bringen die meisten auch noch mit. Mancher Streicher stünde vor der Wahl, ob er die nächsten Jahre eine Immobilie oder ein Instrument finanzieren wolle. „Welcher Arzt bringt schon sein Röntgengerät mit ins Krankenhaus“, lächelt Fromm.

Applaus als Belohnung

Belohnt wird der Aufwand mit viel Applaus und einem Amt ohne Routine. „Den abwechslungsreichen Spielplan finden wir gut“, sagt Fromm, der sich nach Ligeti gleich an „Die schweigsame Frau“ von Strauss machen wird. Werke abseits des gängigen Repertoires zu spielen, sei natürlich reizvoll. Aber man müsse auch das Publikum im Blick haben, das ab und an gern in vertrautem Schönklang schwelge.

Die „Fledermaus“ am Silvesterabend ist natürlich ausverkauft. An Wochenenden und Feiertagen zu arbeiten, gehört für Fromm genauso zum Arbeitsalltag, wie Probentage, die auch mal nachts um 23 Uhr enden. Dafür, sagt der Cellist, könne man tagsüber zwischendurch auch mal zur Reinigung. Für Orchestermusiker gibt es keine geregelten Arbeitszeiten, sondern Dienste, die monatlich festgelegt werden und am Jahresende auf eine gewisse Zahl kommen müssen. „Ich würde den Beruf jederzeit wieder wählen“, versichert Fromm, aber meinen Kindern rate ich es nicht.“ Zu viele Talente aus aller Welt drängten auf den Markt, während die Stellen-Zahl in den deutschen Berufsorchestern stetig schrumpft, bedauert Fromm, der bei Boris Pergamenschikow in Köln studiert hat und heute einmal in der Woche an der Düsseldorfer Robert Schumann Hochschule unterrichtet. Er selbst hat bereits mit 17 im Orchestergraben der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz gesessen, Stipendien und Musikwettbewerbe gewonnen. Die Eltern, keine Musiker, aber musikbegeistert, haben ihn früh unterstützt.

Zusammenspiel sorgt für körperliches Wohlbefinden

Das Zusammenspiel sorgt bei Armin Fromm bis heute für körperliches Wohlbefinden. Der Moment, wenn ein Querschnitt an Persönlichkeiten, Meinungen und Temperamenten bei der Vorstellungen zu einem großen Klangkörper werde, sei eben besonders. „Wir schaffen etwas aus einem Guss!“

Begonnen hat Armin Fromm dabei mit der Kammermusik. Das renommierte „Mannheimer Streichquartett“ wurde 1975 gegründet, die Formation gibt es heute, geprobt wird in Essen zweimal die Woche. Und selbst an spielfreien Tagen, wenn die Kollegen Dienst haben, zieht es Fromm manchmal in die Philharmonie. Und dann kann er beim Sinfoniekonzert sogar mal neben seiner Frau sitzen.