Eltern und Kinder leben nun mal in verschiedenen Welten. Bei den Bachs war es nicht anders: Blieb Johann Sebas­tian bis zum Lebensende der alten Fugentradition verhaftet, zog es seine komponierenden Söhne in die neuen Gefilde des empfindsamen Stils. Insofern war das 5. Konzert der Essener Philharmoniker zwar ein reiner Bach-Abend, führte aber den epochalen Wandel vom Barock zur Klassik sinnfällig vor Ohren.

Dazu wachte Gastdirigent Andreas Spering als ausgewiesener Experte in Sachen Alter Musik darüber, dass die Werke von Vater und den vier bedeutendsten Söhnen stilge­recht über die Rampe kamen. Gewiss, auf modernem Instrumentarium – da muss ein Sinfonieorchester Kompromisse eingehen, obwohl Konzertmeister Florian Geldsetzer seinen Solopart brillant auf der höher gestimmten histori­schen Violino piccolo absolvierte.

So kam das erste Brandenburgische Konzert in üppigem Klangbild und geschmeidigem, wiegendem Fluss daher und die Hörner und Oboen wetteiferten um die schönsten Triller und Auszierungen.

Carl Philipp Emanuel blieb in seiner Es-Dur-Sinfonie dank Feuer und Überraschungsmomenten à la Haydn der überzeugendste der Bach-Söhne, wenngleich Johann Christoph Friedrich mit Streicheresprit glänzte und Johann Christians mozartische Spielfreude und Anmut in der Ballettmusik aus „Amadis des Gaules“ ganz nah bei der „Entführung“ und den Janitscharen lag.