Essen. . Geschäftsleute sind enttäuscht über lasche Kontrollen auf dem Willy-Brandt-Platz. Wenigstens beim stinkenden „Open-Air-Klo“ zeichnet sich eine Lösung ab.

Die Geschäftsleute am Willy-Brandt-Platz in Essen sind ernüchtert. Seit über einem Jahr wehren sie sich gegen die Auswüchse der dortigen Trinkerszene. Ohne Erfolg. „Es hat sich nichts verbessert“, sagt Thomas Campe, Direktor des Hotels Handelshof. Der Stadt wirft er vor, bisher nicht genug getan zu haben. Auch Marc Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, meint: „Wir sind enttäuscht. Wieder wurde enorm viel Zeit vertan.“ Mittlerweile haben sich um die 40 Anrainer zu einer Initiative zusammengeschlossen und fordern vor allem mehr Kontrollen durch das Ordnungsamt.

Bereits vor über einem Jahr brandeten die Diskussionen über die Ordnung und Sauberkeit am und um den Platz auf. Die Geschäftsinhaber klagen über Lärm, aggressives Betteln und vor allem über wildes Urinieren und den Gestank des so genannten „Open-Air-Klos“ - einer Treppe zwischen Bahnhof und Handelshof, die dem Kaufhof als Notausgang dient und den Trinkern für deren Notdurft.

Zumindest in diesem Punkt ist endlich eine Lösung in Sicht. Der Eigentümer des Grundstücks, die Kölnische Haus- und Grundstücksverwaltung, plant auf eigene Kosten den Bau eines alternativen Fluchtwegs für den Kaufhof. „Wir arbeiten daran und sind auf einem guten Weg“, bestätigte Prokurist Daniel Schild. Er will Bauantrag im Januar einreichen. Wenn der Notausgang fertig ist, kann das „Open-Air-Klo“ vielleicht schon im Frühjahr zugeschüttet werden.

Öffentliche Toilette gefordert

Dann stellt sich die nächste Frage, die für Streit sorgen wird: Wo soll die Trinkerszene künftig ihr „Geschäft“ verrichten? Die Anrainer fordern eine öffentliche Toilette, mindestens ein einfaches Urinal. Wer das bezahlen soll? Thomas Campe sieht die Stadt in der Pflicht: „Die Stadt kann nicht auf der einen Seite die Szene dulden, und auf der anderen Seite nicht bereit sein, Toiletten aufzustellen. Das ist auch ihre Verantwortung gegenüber den Menschen dort.“ Klar ist: Die Benutzung der Toiletten muss kostenlos sein, wenn sie angenommen werden sollen. „Kein einfaches Thema“, weiß Ordnungsdezernent Christian Kromberg mit Blick auf die finanzielle Situation der Stadt. Auch der Standort einer Toilette muss noch geklärt werden.

Beim Thema verstärkte Streifendienste bleibt Kromberg noch vage: der Ausbau der Doppelstreifen werde geprüft. Im Sommer musste die Stadt die versprochenen Kontrollen auf dem Willy-Brandt-Platz wegen wieder zurückfahren, weil es wegen des Pfingststurmes Ela dringendere Aufgaben gab. Künftig sieht Kromberg aber auch die Händler mit in der Pflicht. Diese hatten zwischenzeitlich zwar einen privaten Sicherheitsdienst beauftragt. Mussten diesen aber wieder einstellen. Die Kosten waren zu hoch.