Essen. . Diskussion um Stunden-Kontingente: Während die FDP „mangelnde Wahlfreiheit“ moniert, ist das Angebot an Kurzzeitbetreuung in Essen größer als die Nachfrage.

In Essen gibt es mehr 25-Stunden-Betreuungsplätze für Kinder als überhaupt nachgefragt wird. Das belegen aktuelle Zahlen der Stadtverwaltung. Während die Bedarfsermittlungen für das nächste Kita-Jahr ab August 2015 ergeben haben, dass nur 3,3 Prozent der Eltern einen 25-Wochenstunden-Platz für ihr Kind wünschen, verfügen derzeit 4,3 Prozent aller 16 604 Kita-Plätze in Essen über dieses kleinstmögliche Zeit-Kontingent.

Seit 2008 können Eltern bei der Anmeldung zwischen 25, 35 und 45 Wochenstunden in einer Betreuungseinrichtung wählen. Der Essener FDP-Landtagsabgeordnete Ralf Witzel kritisiert, dass „gerade Mütter und Väter in Teilzeit ein Angebot kürzerer Betreuungszeiten wünschen“. Landesweit beklagt die FDP deshalb in dieser Woche „mangelnde Wahlfreiheit“: Eltern würden dazu gezwungen, mehr Betreuungszeit in Anspruch zu nehmen - und entsprechend höhere Gebühren zu zahlen.

Stundenkontingente nach Bedarfslage vergeben

Dabei ist der Anteil von 25-Stunden-Plätzen in Essener Kitas jährlich zurückgegangen. Die Stundenkontingente werden vergeben nach Bedarfslage - auch je nach dem, was Eltern angeben. Im Jahr 2011/12 gab es noch 7,3 Prozent Kurzzeitplätze.

„Die Erfahrung, dass Eltern einen Kurzzeitplatz wünschen, aber keinen bekommen, machen wir nicht“, sagt Björn Enno Hermans, Geschäftsführer beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). Der SkF betreibt sieben Kitas in Essen. „In unserer neuesten Einrichtung in Horst hatten wir sogar Schwierigkeiten, die 25-Stunden-Plätze überhaupt besetzen zu können.“

45-Stunden-Modell am populärsten

Auch Essens größter Kita-Träger, der Zweckverband des Bistums (68 Kitas in Essen), sieht die Probleme woanders: „Es wäre für Eltern wichtiger, im laufenden Kita-Jahr das Stundenkontingent wechseln zu können, das ist aber derzeit kaum möglich“, berichtet Zweckverbands-Geschäftsführer Peter Wenzel. Auch Annette Schnitzler von der Arbeiterwohlfahrt (Awo, 19 Kitas in Essen), hat die Erfahrung gemacht: „Die Eltern wollen eher größere Zeit-Kontingente als kleine.

Manche fangen zwar mit den 25 Stunden an, wechseln dann aber von Jahr zu Jahr auf längere Betreuungszeiten.“ Im laufenden Kindergarten-Jahr hat sich das 45-Stunden-Modell als das populärste etabliert – mit 48,1 Prozent (knapp 8000 Plätze). Die 35-Stunden-Woche in Kitas erfreut sich ebenfalls anhaltend hoher Beliebtheit (zurzeit 47,6 Prozent, knapp 7900 Plätze). „Auch, weil sich die Betreuungskosten für Eltern zwischen 25 und 35 Stunden nur unwesentlich unterscheiden“, merkt Essens Sozialdezernent Peter Renzel an, „ist das 25-Stunden-Modell für die meisten Eltern unattraktiv.“