Essen. Robert Gerloff inszeniert am Schauspiel Essen die „Die lächerliche Finsternis“. Das Lotz-Stück schlägt einen kühnen Bogen von Vietnam bis nach Afghanistan, angelehnt an Joseph Conrad und Francis Ford Coppola.

Er lebt inzwischen in Wien, hat in Zürich, Basel und München gearbeitet, aber das Ruhrgebiet ist seine Heimat. In Duisburg wurde Robert Gerloff 1982 geboren. In Essen, erinnert der 34-Jährige sich lachend, hat er das Schwimmen gelernt. Das Theater hat er vor allem in Düsseldorf entdeckt: bei der damaligen Intendantin Anna Badora oder bei Regisseuren wie Jürgen Gosch, dessen Nackte-Männer-„Macbeth“ Gerloff damals voll­ends für den Beruf gefangen genommen hat, „das war so intensiv“.

Seine Theater-Handschrift hat er nach dem Studium der Theaterwissenschaft in Bochum gefunden. Und die erscheint vielen Theatern besonders geeignet, um einen Autoren wie Wolfram Lotz zu übersetzen, dessen eigentlich als Hörspiel angelegtes Stück „Die lächerliche Finsternis“ am Donnerstag in der Casa Premiere feiert. Anfragen von deutschen Bühnen gab es mehrere, Gerloff hat sich für Essen entschieden, weil er sich hier „total willkommen“ fühlt.

Wenig Routine, mehr Abenteuer

Zum Interview kommt er zusammen mit Bühnenbildner Maximilian Lindner und Kostümbildnerin Johanna Hlawica, die drei sind langjährige Vertraute. Theater ist Teamarbeit für Gerloff, die Aura des Regie-Zampanos ist ihm so fremd wie unsereins der Hindukusch. Aber genau dort geht es hin in Lotz’ Vorlage, eine Tour d’Horizont über Kolonialismus und Krieg, zwischen Bundeswehreinsätzen und Piraterie und Regenwäldern in Afghanistan und anderen ziemlich kruden Behauptungen.

„Finsternis“ zwischen Wien und Berlin

„Die lächerliche Finsternis“ von Wolfram Lotz ist sowohl an Joseph Conrads Roman „Herz der Finsternis“ als auch an Francis Ford Coppolas Kriegsfilm „Apocalypse Now“ angelehnt. Die als Hörspiel angelegte Vorlage wird in dieser Spielzeit von zahlreichen Theatern zwischen Berlin, Wien und Hamburg auf die Bühne gebracht.

In der Casa des Schauspiels Essen hat das Stück am 18. Dezember Premiere (ausverkauft). Weiter Termine: 9., 19., 29. Januar, 1., 5., 10. Februar 2015. Karten unter 8122-200.

Ein Stück wie gemacht für den Regisseur, der kein „Reclam“-Theater machen will, sondern Theater, das assoziativ ist und anarchisch, das „etwas lauter, schriller, überfordernder“ sein will als gewohnt und trotzdem niemanden vor den Kopf stoßen mag. Wenig Routine, mehr Abenteuer. Normalerweise nimmt er sich dafür eine Vorlage und bricht und biegt sie erst, um den Stoff spielbar zu machen. Bei Lotz, dem großen Behaupter, fällt das weg. „Ich kann mich zurücknehmen“, lacht Gerloff, „im Stück ist ja nichts, was man zerstören kann.“

Auch in Essen lebt und kocht man zusammen

Theater, sagt Gerloff, ist vor allem Kommunikation mit dem Zuschauer. Reden ist wichtig, vor allem während des Probenprozesses. Schon deshalb arbeitet er als freier Regisseur gerne mit einem festen Team, um nicht immer „bei Null“ anzufangen. Auch in Essen lebt und kocht man zusammen während der Probenarbeit, teilweise mit den Schauspielern, schaut sich zur Inspiration alte Vietnam-Kriegsfilme an und besucht auch mal eine Boat-People-Ausstellung an der Uni, was dem Team am Ende aber weniger Inspiration brachte als der anschließende Besuch im Asia-Shop.

Die Tüte Shrimps, die sie hinterher gebrutzelt haben, wird in der Inszenierung jedenfalls optisch Niederschlag finden. Schon frühere Gerloff-Abende zeigten eine gewisse Vorliebe für Ganzkörper-Tierkostüme. Bisweilen treibe man die Ausstattung damit mal an den Rand der Belastbarkeit, „aber dann basteln wir auch selber“, versichert Gerloff.