Essen. . Alle unterirdischen Bahnhöfe müssen über einen Aufzug verfügen. In Essen fehlt der an sechs Haltepunkten. Der Umbau kostet eine zweistellige Millionensumme.

Abwärts, manchmal geht es nur noch abwärts. So ein Aufzug kann bei der Planung so manchen Experten zum Verzweifeln bringen.

Weil es einfach nicht vorangeht. Weil der nachträgliche Einbau eines Liftes in einem komplexen unterirdischen Bauwerk Ingenieure, Tüftler und Statiker vor große Herausforderungen stellt. Am Ende dauert es Jahre und muss eine Millionensumme investiert werden, bis ein Fahrstuhl in Betrieb genommen werden kann, der die Fahrgäste vom U-Bahnsteig bis zur Oberfläche befördert.

Schneller, einfacher und billiger

Dabei hätte alles schneller, einfacher und billiger sein können – wenn in den Bauplänen für einen U-Bahnhof der Lift gleich mit berücksichtigt worden wäre. In Essen hatte man in den 70er Jahren, als hier möglichst schnell die erste U-Bahn rollen sollte, nicht daran gedacht, dass für Rollstuhlfahrer Treppen, auch Rolltreppen unüberwindbar sind.

Immerhin hat Essen schneller dazu gelernt als so manch andere U-Bahn-Metropole. Für den Bau der Nordstrecke in den 90er Jahren waren Aufzüge bereits vorgesehen, ebenso für die neuen Bahnhöfe Berliner Platz (teilweise) und Rheinischer Platz. Die anderen Bahnhöfe müssen grundsätzlich nachgerüstet werden. Das verlangt das Gleichstellungsgesetz.

Fahrstühle in elf weiteren Bahnhöfen installiert

Die Evag hat relativ früh angefangen – und Fahrstühle in elf weiteren Bahnhöfen installiert, zuletzt im A-pril dieses Jahres zum U-Bahnhof Messe Ost/Gruga. Der Rest ist eine unendlich lange Geschichte. Unendlich deshalb, weil nicht für jeden Bahnhof eine Lösung in Sicht ist.

Beispiel U-Bahnhof Bismarckplatz: Dort würde ein Lift auf den Schulhof der Kaufmännischen Schulen I/II an der Sachsenstraße führen. Das will keiner. „Eine Nachrüstung ist chancenlos“, bedauert Bertram Gröpper, Via-Abteilungsleiter für den Ingenieurbau.

Beispiel U-Bahnhof Planckstraße: „Auch ein Sorgenkind“, so Gröpper. Dort würden die Fahrgäste auf einem Sportplatz aussteigen. Geht nicht, also abwarten. Wie lange? „Bis es dort einen neuen Bebauungsplan gibt“, antwortet Gröpper. Er kann Fahrstühle nicht planen, wo er will. „Die Geometrie von U-Bahnhof und Oberfläche lässt nur einen kleinen Spielraum zu“, so Gröpper.

Das wird auch beim U-Bahnhof Philharmonie deutlich, der ist zu nah an der Huyssenallee. Deshalb sieht eine Variante eine Fußgängerrampe vom Südportal über die Gleise zur anderen Seite vor, um dort in den Lift zu gelangen. Ein weiteres Problem: die dicke Betonstahldecke – vielleicht zu dick für die Bohrer. Möglicherweise müssten die Löcher in die Seitenwände geschlagen und die Aufzugsschächte neben dem U-Bahnhof errichtet werden. Gröpper spricht von einer „Erdfahrt“, weil die Benutzer keine freie Sicht haben. Die Evag bevorzugt normalerweise gläserne Aufzüge innerhalb der Bahnhofshalle, weil sich dann die meisten Kunden sicherer fühlen. Die Planspiele gehen noch weiter, 2016 und 2017 wird dann für 3 bis 3,5 Millionen umgebaut.

Der U-Bahnhof Universität soll 2017 für 1,8 Millionen nachgerüstet werden. Für die schwer umbaubaren Bahnhöfe Florastraße (dort wäre nur an einem Bahnsteig ein Lift möglich, weil der Gehweg Rüttenscheider Straße zu schmal ist) und Hirschlandplatz (problematisch wegen der Nähe zum Deutschlandhaus und zur Tiefgarage Schauspielhaus) gibt es noch keinen Zeitplan.

Bereits im nächsten Jahr geht es im U-Bahnhof Berliner Platz weiter. Zwar fährt bereits ein Aufzug von der Verteilerebene nach unten. „Aber das ist der meist genutzte Aufzug im Essener U-Bahn-Netz. Der ist völlig überlastet“, berichtet Via-Abteilungsleiter Jörg Brand, zuständig für die technische Gebäudeausrüstung. Ein Parallel-Lift soll Entlastung bringen. Möglicherweise können in der heißen Umbauphase dort keine Straßenbahnen halten – aber das ist noch nicht entschieden. Die Kosten für den Berliner Platz liegen bei sechs Millionen Euro.

Teurer wird es vor allem wegen des Brandschutzes, der bei jedem Umbau nachgebessert werden muss. Die Aufzüge selbst machen höchstens ein Drittel der Gesamtkosten aus.