Bürger säubern freiwillig den Baldeneysee in Essen
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Essen. . Weil das Wasser im Essener Baldeneysee derzeit viel tiefer steht statt sonst, kommt viel Müll ans Tageslicht. Bürger räumen freiwillig Autoreifen, Kühlschränke und anderen Unrat vom Ufer.
Bizarr sieht der Baldeneysee in diesen Tagen aus. Rissig, schlammig, verdreckt. Massenweise Müll ist zutage getreten, seitdem das Wasser abgesenkt wurde. Eine Truppe Freiwilliger hat am Samstag Teile des Ufers aufgeräumt.
Melanie Hartig schenkt Kaffee aus. Schon seit neun Uhr ist sie mit ihren Söhnen Tobias und Fabian am See und packt an. Die 39-Jährige hatte zusammen mit ihrem Partner Dirk Niggemann die Facebook-Aktion für einen sauberen Baldeneysee ins Leben gerufen. „Vor zwei Wochen waren wir hier spazieren“, erzählt die Bochumerin von der Idee. „Und als wir den ganzen Müll gesehen haben, dachten wir: Da muss man doch was machen.“ Gesagt, getan. Aus der spontanen Idee wurde ein Plan. In der Facebook-Gruppe „Aktion sauberer Baldeneysee“ organisierte sich die Truppe, um am Wochenende zur Tat zu schreiten. Einen zehn Kubikmeter großen Container füllte die Gruppe ohne Probleme. „Wir könnten jetzt einen Handel für Reifen und Schubkarren aufmachen“, scherzte Niggemann – in Watthose und Gummistiefeln – über die Fundstücke. Aber auch Kühlschränke, Matratzen und allerlei Restmüll kommen in das „Müllmobil“, das den Schrott zum Großcontainer fährt.
Ein Kratzen an der Oberfläche
„Das Gröbste haben wir rausgeholt“, schätzt Melanie Hartig und zieht die schmutzigen Handschuhe aus. Für Dirk Niggemann ist es ein „Kratzen an der Oberfläche“.
Unverständnis über den Unrat herrscht nicht nur bei der Aufräum-Truppe, sondern auch bei den vielen Spaziergängern, die interessiert stehen bleiben.
So wie Gabriele und Joachim Castell. Sie schauen den Helfern fasziniert zu. „Es ist unverantwortlich, hier Müll zu lagern“, sagt Joachim Castell. „Vor allem Sachen, die in 100 Jahren nicht verrotten.“
Auch von offizieller Seite bekommen die Freiwilligen Zustimmung. „Der Ruhrverband, die Essener Entsorgungsbetriebe und die Untere Landschaftsbehörde waren dankbar, dass es jemand in die Hand nimmt“, erzählt Hartig. Auch der Turnverein Essen-Kupferdreh hat mit angepackt und vom Boot aus Müll gesammelt. Dirk Niggemann nippt am heißen Kaffee. Er sieht die Schuld für den Müll nicht bei der Stadt. „Die Leute sollten nicht so viel schimpfen, sondern lieber anpacken.“
Dass er über Facebook sowohl Freunde als auch Fremde zum Mitmachen bewegen konnte, freut den 44-Jährigen besonders. „Eigentlich mag ich Facebook nicht“, gesteht der Essener. „Aber um schnell eine größere Gruppe zu organisieren, ist es super.“ Die Aktion bleibt vorerst einmalig, da Mitte Dezember wieder mehr Wasser eingelassen wird und der Pegel steigt. Dann ist der Baldeneysee zumindest etwas sauberer als zuvor.
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