Essen. In das Poldergebiet von Schloss Baldeney läuft viel Wasser und keiner weiß wieso. Um die Ursache zu erforschen, senkt der Ruhrverband den Stauspiegel des Baldeneysees demnächst für einige Wochen um 75 Zentimeter ab. Das wird nicht so richtig schön aussehen. Wasser abgelassen wurde 1998 das letzte Mal.
Wasser abgelassen wurde 1998 das letzte Mal, damals aber nur um wenige Zentimeter, sodass kaum ein Spaziergänger etwas bemerkte. Diesmal wird es wohl anders sein: Um immerhin 75 Zentimeter will der Ruhrverband ab 24. November den Stauspiegel des Baldeneysees absenken.
„Wir haben ungewöhnliche Wassereinbrüche in den Poldergebieten rund um das Schloss Baldeney festgestellt“, sagt Michael Kuk, Betriebsgruppenleiter des Ruhrverbands am Baldeneysee. Um festzustellen, ob das Wasser durch die Deiche dringt, sollen diese von der Wasserseite kontrolliert werden. „Das geht nur, wenn wir Wasser aus dem See lassen.“
Ruhrverband warnt die Wassersportvereine: Boote in Sicherheit bringen
Weil davon zahlreiche Bootsanleger rund um den See betroffen sind, wartet der Ruhrverband ab, bis auch die letzte Regatta über die Bühne gegangen ist. Kuk: „Die Wassersportvereine sind informiert, dass sie ihre Boote an Land bringen oder auf jeden Fall gegen Schäden sichern sollten.“ Das Absenken böte den Vereinen im Übrigen die Chance, einmal Verankerungen und Unterbauten, die sonst unsichtbar im Wasser liegen, zu überprüfen und wenn nötig zu sanieren. Und Spaziergänger müssten sich eben damit abfinden, dass sich der See vorübergehend zurückzieht und die Ufer dann vermutlich nicht gerade einen besonders schönen Anblick bieten.
Dass gerade Schloss Baldeney von Wassereinbrüchen betroffen ist, ist vermutlich kein Zufall. Abgesehen vom Etuf-Golfgelände, dürfte der Niveau-Unterschied zur See-Oberfläche nirgendwo so groß sein wie hier. Von drei Metern und mehr spricht Michael Kuk - da lastet über die Jahre schon einiger Druck auf den Deichen, die beim Bau des Baldeneysees ab 1929 nur hier am Nordufer nötig waren und seither praktisch nur ausgebessert, aber nie runderneuert wurde.
Vor Beginn der Weihnachtszeit hat Essens Küste wieder Normalmaß
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Der Ruhrverband kann deshalb auch nicht ausschließen, dass nach der Untersuchung die eigentliche Arbeit beginnt, die dann kaum in ein paar Wochen erledigt sein dürfte. Das ist aber Zukunftsmusik, in diesem Jahr soll pünktlich vor Beginn der Weihnachtszeit Essens schöne Küste erst mal wieder Normalmaß erreichen. Ab 15. Dezember will der Ruhrverband den See wieder fluten, was einige Tage dauert.
Auch das Ablassen soll mit Rücksicht auf die Tierwelt nicht abrupt geschehen. „Der Wasserspiegel wird um einen Zentimeter pro Stunde sinken, dann haben alle Zeit, sich darauf einzustellen“, so Michael Kuk. Insgesamt rund zwei Millionen Kubikmeter Wasser - umgerechnet so circa zwölf Millionen volle Badewannen – schickt der Ruhrverband dann quasi außerplanmäßig auf die Turbinen des Stauwehrs in Werden.