Die Aids-Hilfe Essen wirbt am heutigen Welt-Aids-Tag für mehr Toleranz und Solidarität mit Menschen, die an HIV erkrankt sind
Zumindest einmal im Jahr erfahren Menschen, die sich mit Aids infiziert haben, Unterstützung und Zuspruch. Auch heute wieder werden Schüler auf dem Burgplatz rote Schleifen verteilen und damit auf den Welt-Aids-Tag verweisen, der immer am 1. Dezember stattfindet. Rund um den Globus erinnern verschiedenste Organisationen an diesem Tag an das Thema Aids und rufen dazu auf, aktiv zu werden und Solidarität mit HIV-Infizierten und den ihnen nahestehenden Menschen zu zeigen.
Der diesjährige Welt-Aids-Tag steht besonders im Fokus von Leben mit HIV im Alter. Homosexualität werde häufig mit Jugend, Schönheit und Aktivität in Verbindung gebracht, schreibt die Aids-Hilfe-Essen (AHE) in einer aktuellen Mitteilung anlässlich des Welt-Aids-Tages. Doch auch das Älterwerden gehöre zum Leben dazu. Allerdings werde die Unterversorgung von Wohnmöglichkeiten für schwule Männer im Alter immer deutlicher. Die AHE hat daher nun die erste schwule Alten-WG im Revier gegründet.
35 Personen infizierten sich im vergangenen Jahr
Nach Angaben der Aids-Hilfe, hat sich Essen in den vergangenen zwei Jahrzehnten „zu einem Oberzen-trum gleichgeschlechtlichen Lebens im Ruhrgebiet und den angrenzenden Regionen entwickelt.“ Markus Willeke, Geschäftsführer der Aids-Hilfe, schätzt die Zahl der HIV-Patienten in Essen auf rund 2000. Im vergangenen Jahr haben sich 35 Personen neu mit dem Virus infiziert. Im gleichen Zeitraum starben nach Angaben des Statistischen Landesamtes sechs Menschen an den Folgen der Krankheit.
Bereits seit dem Jahre 1985 bemüht sich die Aids-Hilfe um Prävention und Aufklärung zum Thema HIV-Virus, der auch als Immunschwäche-Virus bekannt ist. Zu den Angeboten der AHE zählen Gesprächsrunden, Beratungen zu Wohnung und Arbeit, HIV-Schnelltests, sowie das Café (iks).
Schleife oder „Schlaufi“
In 29 Jahren wurde viel erreicht, doch oft müssen die Mitarbeiter wieder bei Null anfangen. „Meistens sind es Alltagsdinge“, berichtet Willeke. „Kann man gemeinsam aus einer Tasse trinken“ ist ein solcher Klassiker. „Das zeigt uns, dass es bislang leider nicht gelungen ist, nachhaltig für Aufklärung zu sorgen“, so Willeke weiter.
Auf der Erfolgsseite führt die AHE auf, dass viele Infizierte trotz ihrer Erkrankung den Alltag meistern können. „Zwei Drittel der Menschen, die sich frühzeitig behandeln lassen, können einem normalen Beschäftigungsverhältnis nachgehen“, sagt Willeke und ergänzt: „Diese Menschen können im Grunde ein normales Leben führen.“ Auch das Essener Gesundheitsamt bestätigt in einem Schreiben: Wer „rechtzeitig behandelt werden kann, hat eine fast normale Lebenserwartung.“ Umgekehrt erhöhe eine späte HIV-Diagnose die Gefahr dauerhafter Schäden am Immunsystem.
Die AHE möchte heute an ihre Solidaritätsaktion aus dem vergangenen Jahr anknüpfen. Erneut sollen Essener animiert werden, sich in den virtuellen Medien mit der roten Schleife oder „Schlaufi“, dem Plüsch-Maskottchen des Welt-Aids-Tages zu präsentieren. Denn Stigmatisierung von Menschen mit HIV, so der AHE-Geschäftsführer, sei noch immer ein zentrales Problem, insbesondere in Beziehungen. „In der Arbeitswelt haben wir dagegen gute Erfahrungen gemacht und beispielsweise das Coming Out eines Klienten in einer Mitarbeiterversammlung begleitet. Dadurch konnten schon viele Ängste abgebaut werden.“