Kray. .

„Wie wär’ das, wenn einer von euch in der Klasse Aids hätte?“, fragt Dr. Lutz van Dijk die Fünftklässler an der Erich Kästner-Gesamtschule (EKG). „Wärt Ihr genauso nett zu ihm oder ihr?“ Miguel antwortet wie aus der Pistole geschossen: „Noch netter“.

Wer glaubte, Kinder der 5. Klasse könnten mit Aids und seinen Folgen in den südafrikanischen Townships wenig bis gar nichts anfangen, durfte sich gestern in der Zweigstelle der EKG in der Brembergstraße eines Besseren belehren lassen. Sklaverei, Rassismus – Begriffe, mit denen die jungen Schüler jonglierten wie Erwachsene.

Van Dijk ist nicht zum ersten Mal an der Erich Kästner-Gesamtschule. Aufgrund seines Engagement im Anti-Apartheidskampf 1990 mit einem Einreiseverbot nach Südafrika belegt, gründete der gebürtige Berliner 2001 just dort die Hilfsorganisation Hokisa (Homes for Kids in South Africa). Das Projekt kümmert sich um Kinder und Jugendliche, die von HIV/Aids betroffen sind. Und so referierte Lutz van Dijk nicht zum ersten Mal an der EKG, die sich das Motto „Gegen Rassismus – mit Courage“ auf die Fahnen geschrieben hat. Bislang kamen jedoch in erster Linie ältere Schüler in den Genuss der Erfahrungen van Dijks. Dass aber Fünftklässler mindestens ebenso viel Verständnis und Empathie aufbringen, wurde gestern überdeutlich.

„Herr van Dijk ist ein guter Erzähler und seine Geschichten sind außerdem sehr interessant und spannend“, meint Kenan (12). Und Jeremy fügt hinzu: „Ich find’ das toll, wie der Mann sich für die Kinder einsetzt. Und dass er jeder traurigen Geschichte auch noch etwas Positives abgewinnt.“

Die Schicksale mancher Kinder sind alles andere als positiv. Sie haben meist keine Eltern mehr, und würde es das Hokisa nicht geben, würden sie höchstwahrscheinlich ein jämmerliches Dasein in den Straßen der Townships führen – mit einem begrenzten Lebensalter. Lutz van Dijk gibt diesen Kindern eine Perspektive und wird es nicht müde, regelmäßig nach Deutschland zu reisen, um für sein Projekt zu werben und Sponsorengelder zu akquirieren. Für sein Buch „Township Blues“ wurde er 2001 mit dem renommierten Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Das Schulministerium der Kap-Provinz erklärte das Buch zur verpflichtenden Schullektüre.

Lutz van Dijk war überrascht, wie gut die Fünftklässler informiert und vorbereitet waren. „Und wie vorurteilsfrei sie sind.“ Für den 58-Jährigen hat beides, der Vortrag vor der 5. wie vor der 11. Klasse, „seinen eigenen Reiz“. Zum Schluss überreichten die Schüler van Dijk eine Spende von 300 Euro sowie einen Fußball.