Essen. Zweite-Reihe-Parker bremsen in Essen Autofahrer aus, gefährden Fußgänger sowie Radfahrer und sorgen für Verspätungen bei der Bahn. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses fordert mehr Aufmerksamkeit bei der Verkehrsüberwachung. Dort sind aber nur 26,5 von 43,5 Stellen besetzt.
Es ist nur ein Lkw, der auf der rechten Fahrspur steht, um auszuladen, schon ist die Hauptverkehrsader Alfredstraße verstopft. Ein einziger Lkw parkt - und alle Autofahrer, die durch dieses Nadelöhr wollen, werden ausgebremst. Jetzt zur Weihnachtszeit sind Essens Straßen eh’ voll und damit verschärft sich das Problem mit den Falschparkern in der zweiten Reihe. Rolf Fliß (Grüne), der Vorsitzende des Bau- und Verkehrsausschusses, sieht nur eine Lösung: „Wir brauchen eine verstärkte Überwachung.“ Andere Großstädte wie Düsseldorf hätten für diese Aufgabe „drei- bis viermal so viele Mitarbeiter“ zur Verfügung, kritisierte er.
In der Ruhr-Metropole sind derzeit nur 26,5 von 43,5 Stellen für die Verkehrsüberwachung des ruhenden Verkehrs besetzt. Demnächst wird es immerhin vier Neuzugänge geben, berichtet Rathaus-Sprecher Martin Rätzke. Er betont zudem, dass nicht alle Autos, die auf der Fahrbahn stehen, illegal parken. Wo kein Park- oder Halteverbot besteht, kein Parkstreifen eingerichtet ist und eine ausreichend breite Gasse für den fließenden Verkehr bleibt, „handelt es sich nicht um 2. Reihe-Parker“, so Rätzke. Und dementsprechend darf auch nicht geahndet werden.
Täglich wird eine Straßenbahn blockiert
Sehr wohl aber, wenn die Autos zu nah an den Gleisen stehen - und die Straßenbahn nicht vorbeikommt. Dann droht nicht nur ein Verwarnungsgeld von 35 Euros, dann kommen auch gleich die Abschleppkosten und möglicherweise eine Rechnung der Evag für erhöhte Aufwendungen hinzu.
Falschparker bremsen Evag aus
Für die Evag, und vor allem für ihre Kunden, sind Falschparker ein großes Ärgernis, weil es oft eine halbe Stunde oder mehr dauert, bis der Weg wieder frei ist, so Evag-Sprecher Olaf Frei. Durchschnittlich einmal am Tag wird eine Straßenbahn durch einen Falschparker blockiert - und der Fahrplan ist nur noch Makulatur. Die Evag selbst darf nicht abschleppen lassen. Der Fahrer ruft die Leitstelle, die wiederum alarmiert die Verkehrsaufsicht, die mit ihrem Funkwagen zum Einsatzort fährt und dann vor Ort entscheidet, ob die Polizei geholt werden muss. Erst die kann dann, so Frei, den Abschleppdienst anfordern. Bis dahin sind viele Fahrgäste frustriert ausgestiegen.
Brennpunkte dieses Jahres
Die Evag kennt die „Brennpunkte“, wo Falschparker die Bahnen zum Stehen bringen. Betroffen in diesem Jahr waren besonders:
- die Linie 105 auf der Frintroper Straße im Bereich der Haltestelle Im Neerfeld,
- die Linie 109 auf der Frohnhauser Straße zwischen den Haltestellen Gervinusstraße und Am Riehlpark sowie auf der Steeler Straße im Bereich der Haltestelle Wörthstraße,
- die Linie 106 auf der Gutenberg-, Frederiken- und Klarastraße in Fahrtrichtung Helenenstraße,
- die Linie 107 auf der Bredeneyer Straße,
- die Linie 103 auf der Hülsmannstraße.
Mehr Verantwortungsgefühl von Autofahrern gefordert
Jörg Brinkmann, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Essen, hat vor allem zwei Tangenten im Blick: die Frohnhauser und die Holsterhauser Straße. Wenn dort Autos in zweiter Reihe stehen, „dann müssen die Radfahrer auf die Gleise ausweichen. Das ist lebensgefährlich. Und es hat auch schon Unfälle gegeben“, warnte er. Brinkmann fordert ebenfalls mehr Kontrollen - und das auch auf den Straßen, wo Radwege und Fahrradstreifen zugeparkt werden, so auf der Altenessener Straße zwischen Bahnhof Altenessen und Palmbuschweg und auf der Huyssenallee zwischen Hohenzollernstraße und Hauptbahnhof (Richtung Innenstadt).
Brinkmann wünscht sich mehr Verantwortungsgefühl bei den Autofahrern. Sie müssten sich bewusst machen, dass sie Radfahrer, aber auch Fußgänger gefährden, wenn sie in der zweiten Reihe parken.
Übrigens oft nur, um mal schnell eine Kleinigkeit zu kaufen oder Brötchen beim Bäcker zu holen. „Da empfehle ich, mit dem Fahrrad zu fahren“, meint Rolf Fliß. Das geht schneller - und behindert keinen.