Essen. Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff bleibt in Haft. Das hat das Landgericht Essen nach Informationen unserer Redaktion entschieden. Middelhoff war am vergangenen Freitag zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Er ist offenbar nicht in der Lage, die nötige Kaution zu stellen.
Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhof bleibt weiter im Gefängnis. Das Landgericht Essen wies nach Informationen unserer Redaktion den Antrag des 61-Jährigen auf Außervollzugsetzung des Haftbefehls zurück.
Die XV. Strafkammer hatte ihn am vergangenen Freitag wegen Untreue zu Lasten des Karstadt-Quelle-, später Arcandorkonzerns zu drei Jahren Gefängnis verurteilt und ihn anschließend wegen Fluchtgefahr im Saal verhaftet. Richter Jörg Schmitt begründete die Entscheidung mit den undurchsichtigen finanziellen Verhältnissen des ehemaligen Top-Managers, der nach eigenen Angaben in St. Tropez lebt und laut seinem Offenbarungseid vermögenslos ist. Schmitt: „Wir haben den Verdacht, dass Sie ihre Vermögensverhältnisse verschleiern.“
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Middelhoff konnte die nötige Kaution nicht aufbringen
An den undurchsichtigen Verhältnissen hat sich wohl nichts geändert. Eine Kaution, die nach Informationen unserer Redaktion eine Million Euro betragen sollte, konnte Middelhoff nicht aufbringen. Er soll erklärt haben, dass ihm dies in keiner Höhe möglich sei. Dass ein Freund oder Verwandter die Kaution stellt, war offenbar auch nicht möglich.
Middelhoffs Strafverteidiger hatten die Haftentscheidung am Montag noch abgewendet, weil sie dem Gericht schriftliche Unterlagen vorlegen wollten, um die finanzielle Situation ihres Mandanten transparenter zu machen. Das ist ihnen wohl nicht gelungen, das Gericht überzeugten sie mit den Schriftstücken jedenfalls nicht.
Wohnsitz in St. Tropez wirft Fragen auf
Middelhoffs Problem war, dass er trotz des Offenbarungseides immer noch den wohlhabenden Mann darstellte. Wie war es sonst zu erklären, dass er zu jedem Prozesstag in einem Audi A8 anreiste, dessen Fahrer so gut bezahlt wurde, dass er stundenlang auf seinen Fahrgast wartete, um ihn dann im absoluten Halteverbot vor dem Gerichtsgebäude abzuholen? Auch der Wohnsitz St. Tropez wirft Fragen auf, schließlich muss ein Mann ohne Geld ja irgendwie nach Südfrankreich und zurück zum Essener Prozess kommen.
Thomas Middelhoff soll ins Gefängnis
Probleme kommen auf Thomas Middelhoff nicht nur wegen der U-Haft auf. Zivilrechtlich drohen ihm Forderungen seiner Gläubiger in Millionenhöhe. Und die Schwerpunktabteilung für Wirtschaftssachen bei der Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt weiter gegen ihn. Staatsanwalt Bernd Bienioßek bestätigte am Donnerstag, dass Verfahren wegen unberechtigter Bonuszahlungen und Bankrottverdachts in Zusammenhang mit Arcandor laufen.
Verdacht auf falsche eidesstattliche Versicherung
Ein weiteres Ermittlungsverfahren betrifft den Verdacht auf eine falsche eidesstattliche Versicherung. Denn nachdem Middelhoff gegenüber einem Gerichtsvollzieher versichert hatte, kein Vermögen mehr zu besitzen, nahm ihm Tage später ein anderer Gerichtsvollzieher in einer Taschenpfändung eine Armbanduhr ab. Sie erzielte bei einer Auktion den stolzen Preis von 10.000 Euro.
Bienioßek bestätigte, dass diese Uhr der Ausgangspunkt eines neuen Ermittlungsverfahrens war. Damit muss aber nicht Schluss sein: „Sollten sich dabei Hinweise auf weiteres Vermögen ergeben, würden wir diesen natürlich nachgehen.“