Essen. . Kindertagesstätten, Schulen und Behörden sind zunehmend mit einer neuen Herausforderung konfrontiert: Wie sollen sie mit vollverschleierten muslimischen Frauen umgehen? Ein Interview mit Muhammet Balaban, dem Vorsitzenden der Kommission Islam und Moscheen in Essen.

Wie sollen Kindergärten, Schulen und Behörden mit vollverschleierten muslimischen Frauen umgehen? Darüber sprach Gerd Niewerth mit Muhammet Balaban, dem Vorsitzenden der Kommission Islam und Moscheen in Essen.

Herr Balaban, sind Sie in Essen schon vollverschleierten Frauen begegnet?

Ich lebe seit mittlerweile 40 Jahren in dieser Stadt und bin damit noch nicht konfrontiert worden. Es ist ein neuartiges, brisantes und kompliziertes Phänomen. Denn nun werden zahlreiche Fragen aufgeworfen, die bisher noch nicht gestellt wurden und auf die es auf Anhieb oft keine befriedigende Antwort gibt.

In evangelischen und städtischen Kindergärten können vollverschleierte Frauen ihre Kinder abholen, wenn sie in einem Nebenraum ihren Schleier enthüllen.

Ich begrüßte diese Kompromisslösung sehr. Denn so steht das Wohl des Kindes im Mittelpunkt und darauf kommt’s an.

Ist ein Ganzkörperschleier ein Symbol der Unterdrückung?

In der westlichen Welt mag das so gesehen werden, ich halte diese Verallgemeinerung aber für nicht zulässig.

Sondern?

Oft drohen vollverschleierte Frauen ihren Ehemännern sogar damit, sich scheiden zu lassen, wenn diese den Ganzkörperschleier nicht akzeptieren.

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Was schlagen Sie vor?

Wir müssen an der richtigen Stelle ansetzen, und das heißt: an die jeweilige Frau herantreten und mit ihr reden.

Wie gehen Sie in Ihrer Moschee mit einer vollverschleierten Muslima um?

Ich muss zugeben, dass ich ein zwiespältiges Gefühl habe. Einerseits respektiere ich ihre religiösen Gefühle. Zum Gebet dürfte sie deshalb vollverschleiert die Moschee betreten. Von der täglichen Gemeindearbeit hingegen würde ich sie fernhalten - auch aus Respekt vor diesem Land.