Essen. Anne Spaeter inszeniert den Kinderbuch-Klassiker „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ als zeitlose Geschichte um Freundschaft und Identität. Dazu gibt es neue Songs von der Hamburger Band „Tante Polly“ und tolle Theatereffekte

Auch wenn die Beliebtheit des Lokführers in letzter Zeit ein wenig gelitten hat: Ab Samstag dürfte Lukas, dem alten Eisenbahner, der Applaus im Grillo-Theater sicher sein. Das Schauspiel Essen bringt den Klassiker der Augsburger Puppenkiste als großes Wintermärchen auf die Bühne. Mit Dampflok natürlich, mit Halbriesen und Scheindrachen, mit Herrn Tur Tur und viel Musik.

Dabei darf es auf der Bühne durchaus ein bisschen anders klingen und aussehen als in den 1960er Jahren, als Michael Endes Geschichte dank des Marionetten-Theaters zum Fernseh-Hit der Kinderunterhaltung wurde. Regisseurin Anne Spaeter will kein Nostalgie-Theater für Kinder inszenieren, deren Idole längst andere Namen haben. Doch die Grundthemen Freundschaft, Herkunft und Identität seien zeitlos, findet Spaeter, „dafür braucht es auch keinen Migrationshintergrund“. So ist Jim Knopf, der Junge, der eines Tages in einem Paket auf der legendären Insel mit zwei Bergen namens Lummerland landet und mit seinem Freund Lukas auf eine abenteuerliche Reise über China bis nach Drachenland geht, auch kein farbiger Darsteller.

Infos zum Stück

„Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ wird noch bis zum 4. Februar im Grillo-Theater gezeigt. Empfohlen wird das Stück für Kinder ab 6 Jahren. Die Premiere am Samstag ist bereits ausverkauft.

Einige Vorstellungen bis Ende Dezember sind ebenfalls bereits ausverkauft. Vormittagsvorstellungen laufen um 9.30 Uhr und 12 Uhr, nachmittags um 17 Uhr. Karten unter 8122-200.

Überhaupt wolle man das Stück „nicht auf Teufel komm raus in die Moderne treiben“, versichert die Regisseurin. Auch die Sprache des Ende-Textes bleibt unverändert. „Sonst geht der Zauber verloren“, findet Spaeter, die Kindertheater zwar flott, aber ohne Anbiederung an heutige Sehgewohnheiten zeigen will. „Auf der Bühne ist eine andere Zeit möglich.“

Kein Nostalgie-Theater

Verzaubern lassen dürfen sich die Zuschauer vielmehr vom großen Theaterapparat, den Bühnenbildner Fabian Lüdicke mit viel Begeisterung und tollen Effekten in Betrieb setzt, „da lassen wir nichts aus“. Es darf zischen und qualmen, und die Bühnenmusiker sind Teil des Stücks. Die Band „Tante Polly“ aus Hamburg schlägt dabei zumindest akustisch neue Töne an. „Wir haben uns bewusst gegen die Original-Musik der Augsburger Puppenkiste entschieden“, erklärt Spaeter, die dem guten alten „Lummerlandlied“ frische Grooves entgegensetzt.

Und dass man die Chance zu solchen Wunschbesetzungen habe, zeige auch die große Wertschätzung, die man dem Thema Kinder- und Jugendtheater am Essener Theater entgegen bringe. „Alle haben Lust, sich mal wieder richtig verzaubern zu lassen“, beschreibt Spaeter die Begeisterung für Knopf und Co. Dabei ist Kindertheater für Bühnentechnik wie Schauspieler nun wirklich harte Arbeit. Fast 50 Vorstellungen, die Woche über oft zweimal am Tag, fordern tatsächlich den ganzen Lokführer.