Essen. Das Buch „Von der Penne in die Welt“ des Essener Autors Wolfgang Sykorra wurde in die Bibliothek der Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem aufgenommen.
Es war ein fast schon unscheinbarer Brief, der Wolfgang Sykorra per Post erreichte. Doch das Stück Papier hatte einen spannenden wie interessanten Inhalt, wie der ehemalige Leiter des Gymnasiums Borbeck schnell feststellte. Absender war die jüdische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Das Schreiben enthielt einen Glückwunsch und eine gute Nachricht: Das Buch „Von der Penne in die Welt“, in dem Wolfgang Sykorra die Lebenswege von ehemaligen Schülern seines Gymnasiums aufgeschrieben und zudem gesellschaftshistorisch eingeordnet hat, ist in den Bestand der Yad-Vashem-Bibliothek aufgenommen worden. „Eine tolle Auszeichnung für das Buch, über die ich mich besonders gefreut habe“, sagt Wolfgang Sykorra.
In der Yad-Vashem-Library werden Werke aus der gesamten Welt gesammelt und bewahrt, die an den Völkermord erinnern. Die Bibliothek verfügt inzwischen über die größte Sammlung von Büchern über den Holocaust. Und der spielt auch im Borbecker Buch von Wolfgang Sykorra eine Rolle. Mehrere Kapitel widmen sich ehemaligen Schülern und ihren Wegen durch diese dunkelste Phase der deutschen Geschichte.
Leben von Werner Salzmann dokumentiert
Sykorra erinnert an Fritz und Walter Rohr, die Söhne einer jüdischen Kaufmannsfamilie von der Marktstraße, die das Gymnasium besuchten. Beide bekamen die Repressalien gegen jüdische Bürger massiv zu spüren, was im Buch umfassend dokumentiert ist. Fritz Rohr wanderte schließlich nach Paraguay aus. Walter Rohr kam erst ins Gefängnis, dann ins KZ Dachau. Er konnte in die USA flüchten und kehrte als US-Soldat in sein Heimatland zurück. In den Ruinen seines ehemaligen Gymnasiums in Borbeck zertrat er Anfang Mai 1945 Bilder von Adolf Hitler.
Auch das Leben von Werner Salzmann ist dokumentiert. Der Borbecker verließ seine Heimatstadt nach der Machtergreifung der Nazis – der Beginn einer langen Flucht, die ihn nach Holland, Belgien, Frankreich, ins Arbeitslager, nach Spanien, Algerien, Italien und Österreich führte. Während Salzmanns Vater im Ghetto in Lodz starb, überlebte der Sohn den braunen Staats-Terror. Er kehrte nach dem Krieg aus seiner neuen Heimat Frankreich immer wieder in die alte Heimat Essen zurück.
Für die Ewigkeit erhalten
Es sind Erinnerungen an Menschen und Lebenswege, die Wolfgang Sykorra im Buch „Von der Penne in die Welt“ erhalten hat. Und die mit der Aufnahme in die Yad-Vashem-Bibliothek ihren Platz in der jüdischen Erinnerung gefunden haben. Für die Ewigkeit. „Ihr Buch soll künftigen Generationen als Quelle für Einzelschicksale des Holocaust dienen“, heißt es im Brief der Yad-Vashem-Bibliothek an Wolfgang Sykorra.