Die CDU versicherte der Jüdischen Kultusgemeinde bei einem Besuch ín der Synagoge an der Ruhrallee ihre Solidarität. Kritik gab es an den Äußerungen der Polizei zur Demo-Eskalation auf dem Willy-Brandt-Platz - und scharfe Kritik an den Linken: „Wenn man den Mob einlädt, kommt der Mob eben.“

Panzerglas, eine Sicherheitsschleuse und zwei Polizisten mit Maschinenpistolen vor der Tür - „Angst habe ich nicht“, sagt Jewgenij Budnitzkij, der Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde, „die Sicherheitsvorkehrungen sind gut“. Tatsächlich dürften die Synagoge und das Gemeindehaus an der Ruhrallee zu den am schärfsten bewachten Gebäudekomplexen in Essen gehören. Ein Aufwand, der gerade nach den antisemitischen Vorkommnissen der letzten Wochen nicht übertrieben erscheint. Vorläufiger Höhepunkt war die inzwischen bundesweit bekannte Anti-Israel-Demonstration am 18. Juli, die mit dem versuchten gewaltsamen Angriff auf eine kleine Pro-Israel-Gegendemonstration und mit judenfeindlichen Pöbeleien und Plakaten am Willy-Brandt-Platz endete.

„Wir sind hier, um Ihnen zu zeigen, dass Sie nicht allein sind, dass die jüdische Gemeinde auf uns zählen kann“, versichert CDU-Fraktionschef Thomas Kufen einer kleinen Runde von Gemeindemitgliedern, die aktuell sehr aufgebracht ist über einen Nachbarn. Der hatte in seinem Fenster ein großes, gut sichtbares Plakat installiert, auf dem er die Essener Juden „in die Hölle“ wünschte und ihnen einen Flug nach Tel Aviv empfahl. Anzeige ist erstattet. „Selbst wenn das unter Meinungsfreiheit fallen sollte, ist mir wichtig zu zeigen, dass wir uns wehren“, sagt Hans-Hermann Byron, zweiter Vorsitzender der Gemeinde.

Man mag den Vorfall für eine Kleinigkeit halten, aber es zeigt, dass sich etwas verändert hat, dass viele Menschen wegen des Nahostkonflikts von blindem Hass getrieben sind. „Rechte, Linksradikale und Islamisten finden eine gemeinsame Klammer, und das ist der Antisemitismus“, wettert Kufen. Die außer Rand und Band geratene Demo habe den Namen der Stadt Essen in Verruf gebracht, „dafür schäme ich mich und dass macht mich wütend“. Dabei habe es im Vorfeld nicht an Warnungen an die Linksjugend als Veranstalter gemangelt. „Wenn man den Mob einlädt, dann kommt der Mob eben“, so Kufen. Dabei sei selbstverständlich, dass man Israels Gaza-Politik kritisieren dürfe. „Aber was bitte hat das mit der Alten Synagoge oder den Essener Juden zu tun?“

„Wir haben Vertrauen in die Polizei und den Rechtsstaat“, betont Byron. Es gebe allerdings Irritationen darüber, dass antisemitische Plakate und solche, die mit der Leugnung des Holocaust spielten, gezeigt werden durften, ohne dass die Polizei dies sofort unterband. Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer kritisierte gestern im Gemeindezentrum die Argumentation der Polizeiführung. Diese hatte im Nachhinein erklärt, sie habe es in der konkreten Lage als „unverhältnismäßig“ empfunden, notfalls mit Polizeigewalt solche Taten zu unterbinden und die Plakate den Tätern zu entreißen. „Wer kapituliert, der suggeriert solchen Menschen: Ihr könnt beim nächsten mal noch mehr machen“, warnt Hauer.