Duisburg-Friemersheim. Nach zwei Jahren Corona-Pause reitet St. Martin wieder durch die Eisenbahnsiedlung in Duisburg. Eine Veranstaltung mit langer Tradition.

Er ist zurück: Nachdem der St. Martinszug in der Eisenbahnsiedlung in Duisburg zwei Jahre lang der Corona-Pandemie zum Opfer fiel, kann er in diesem Jahr endlich wieder starten. Am Samstag, 12. November, heißt es in der kleinen Siedlung zwischen Friemersheim und Krefeld dann wieder „Sonne, Mond und Sterne“. Eine Veranstaltung mit langer Tradition, wie Heinz Siebierski weiß. Er lebt nicht nur in der Siedlung, sondern ist auch als zweiter Vorsitzender der Interessengemeinschaft (IG) Hohenbudberg-Eisenbahnsiedlung aktiv, die sich engagiert für den Erhalt der Geschichte der Siedlung einsetzt.

Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]

„Den Martinszug gab es schon vor dem zweiten Weltkrieg“, berichtet Siebierski und zeigt die umfangreiche Chronik der Siedlung, die die IG in mühevoller Arbeit über die Jahre zusammengetragen hat. Demnach startete der erste Umzug am 19. November 1932, damals noch organisiert von der katholischen Schule an der Martinistraße. Jakob Rech, ab 1948 Hauptlehrer an der Schule, ritt während seiner Amtszeit höchstpersönlich als St. Martin durch die Siedlung.

Eisenbahnsiedlung in Duisburg: Martinskomitee mit 35 bis 40 Mitgliedern

Die Veranstaltung kam innerhalb der Siedlung so gut an, dass sie auch nach der Schließung der Schule in den 60er Jahren fortgesetzt wurde. Hierfür gründete sich das St. Martinskomitee, das die Tradition bis heute hochhält. Heute gehören rund 35 bis 40 Mitglieder zum Komitee, die das Fest ehrenamtlich Jahr für Jahr organisieren. „Nachwuchs haben wir immer“, sagt Siebierski mit einem Lächeln. Oft helfen die Kinder der Ehrenamtler mit. Zeitweise gehörte auch eine Abendveranstaltung für die Erwachsenen zum Programm, die im mittlerweile abgerissenen Haus Rheindamm an den Start ging. Hierfür organisierte das Komitee auch eine Tombola, bei der Teilnehmer die verschiedensten Preise gewinnen konnten.

Jakob Rech, damals Hauptlehrer an der katholischen Schule Martinistraße in der Eisenbahnsiedlung in Duisburg, besucht in den 50er Jahren die Kita als St. Martin.
Jakob Rech, damals Hauptlehrer an der katholischen Schule Martinistraße in der Eisenbahnsiedlung in Duisburg, besucht in den 50er Jahren die Kita als St. Martin. © Chronik Hohenbudberg-Eisenbahnsiedlung

Neben dem Umzug gehören bis heute auch die beliebten St. Martinstüten zur festen Tradition. Ein paar Wochen vor dem Umzug zieht das Komitee durch die Siedlung und verkauft die Tüten für vier Euro das Stück. Dafür gibt es eine Tütenkarte, mit denen Kinder nach dem Umzug eine prall gefüllte Tüte voller Leckereien am Johannes-Büttner-Haus abholen können. Die Kindergartenkinder der Siedlung erhalten die Tüte von St. Martin persönlich im Kindergarten. „Das mit den Tüten gab es von Anfang an“, sagt Siebierski. „In diesem Jahr konnten 600 Tüten verkauft werden.“

Viele Menschen in der Duisburger Eisenbahnsiedlung spenden

Viele Siedlungsbewohner geben zusätzlich einen Geldbetrag, um die Arbeit des Komitees zu unterstützen. „Die Spendenfreudigkeit hier ist riesig.“ Trotz Inflation hat das Komitee den Preis von vier Euro nicht überschritten. Jedes Kind soll die Möglichkeit haben, eine Tüte zu bekommen. Wenn eine Familie den Betrag nicht aufbringen kann, können die Tüten durch die vielen Spenden mitfinanziert werden.

Auch heute noch startet in der Eisenbahnsiedlung in Duisburg der St. Martinszug, seit den 60er Jahren organisiert vom extra gegründeten Martinskomitee. Das Foto entstand 2019, in den folgenden beiden Jahren musste der Umzug wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.
Auch heute noch startet in der Eisenbahnsiedlung in Duisburg der St. Martinszug, seit den 60er Jahren organisiert vom extra gegründeten Martinskomitee. Das Foto entstand 2019, in den folgenden beiden Jahren musste der Umzug wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Damit der Umzug problemlos durch die Siedlung ziehen kann, starteten die Planungen bereits Mitte September. Süßigkeiten für die Tüten müssen bestellt und gepackt, Teilnehmer für den Umzug organisiert werden. In diesem Jahr wird St. Martin von zwei Herolden begleitet, insgesamt sind drei Pferde mit im Zug. Hinzu kommen Musikkapellen, zwei sind schon jetzt fest eingeplant. Am Ende des Umzugs wird hinter dem Rheindamm das große Martinsfeuer entzündet, anschließend folgt die Mantelteilung.

St. Martin: Bewohner der Eisenbahnsiedlung in Duisburg sollen Fenster schmücken

Siebierski rechnet mit rund 1000 Teilnehmern, die den Weg an diesem Abend in die Siedlung finden. „Auf der Wiese vor dem Jugendheim gibt es wieder ein Zelt, an dem im Anschluss Glühwein verkauft wird“, berichtet er. Traditionell ziehen die Kinder nach dem Umzug von Haus zu Haus, um an den Türen der Bewohner zu singen und weitere Süßigkeiten zu erhaschen – „für die Erwachsenen gibt es dann einen Schnaps“, berichtet Siebierski mit einem Lachen. Und: Wie immer sind die Bewohner der Siedlung dazu aufgerufen, ihre Fenster passend zu St. Martin zu schmücken und zu beleuchten. Ein Aufruf, der schon in den vergangenen Jahren die Siedlung erstrahlen ließ.

>>> ST. MARTINSZUG IN DUISBURGS EISENBAHNSIEDLUNG AM 12. NOVEMBER

  • Der diesjährige St. Martinsumzug in der Eisenbahnsiedlung startet am 12. November um 17.30 Uhr auf der Breitenbachallee Richtung Ehrenmal, dort stehen dann St. Martin und die Herolde bereit. Der Zug führt anschließend durch folgende Straßen: Turmstraße, Uerdringer Straße, Henschelstraße, Turmstraße, Roosstraße, Mittelstraße, Breitenbachallee, Martinistraße, Roosstraße, Heynenstraße, Uerdinger Straße, Lothsfeldstraße und Roosstraße.
  • Anschließend geht es weiter ins Rheinvorland zum Martinsfeuer. Erst anschließend startet gegen 18.30 Uhr die Tütenausgabe am Johannes-Büttner-Haus. Das Komitee weist darauf hin, dass die Tüten aus organisatorischen Gründen bis 20 Uhr abgeholt werden müssen.