Duisburg-Friemersheim. Zahlreiche tote Fische sind im Gewässer in der Rheinaue Friemersheim aufgetaucht. Anwohner klagen über Gestank. So reagiert die Stadt Duisburg.

Es ist eine schauderhafte Szenerie: Zahlreiche tote Fische sind in der Roos, einem Altarm des Rheins in der Rheinaue Friemersheim, aufgetaucht. „Da liegen hunderte von Fischkadavern, richtig große“, berichtet Markus Handels, Anwohner der nahgelegenden Eisenbahnsiedlung. „Das sieht aus wie auf einem Schlachtfeld.“ Augenscheinlich sind sie der Hitze zum Opfer gefallen. Die heißen Temperaturen in den vergangenen Tagen haben den Rheinarm immer weiter austrocknen lassen, die Verbindung zum Rhein schließlich gekappt. Der Gestank vor Ort sei „bestialisch“.

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Am Montagabend hatten aufmerksame Anwohner die Polizei informiert, sagt Handels. Diese bestätigt auf Anfrage der Redaktion den Einsatz. „Unsere Kollegen waren vor Ort und haben die Stadt davon in Kenntnis gesetzt“, sagt Polizeisprecherin Jacqueline Grahl. Dort heißt es, dass der Vorfall „grundsätzlich kein ungewöhnliches Phänomen“ sei, sondern „ein natürlicher Prozess“, wie Stadtsprecher Falko Firlus erläutert. „Altarme wie die Roos verlanden mit der Zeit und fallen dann im Sommer zunehmend trocken.“ Bereits vor einigen Jahren habe die Stadt eine Pumpenanlage installiert, die kühles und sauerstoffreiches Wasser über eine Steinkaskade in das Gewässer einleitet. Firlus: „Die Frischwasserzufuhr dient vorrangig dazu, einem Fischsterben - zumindest in begrenztem Maße - vorzubeugen, nicht aber, um einen konstanten Wasserspiegel zu halten.“

Pumpe in der Rheinaue Friemersheim kann nur stundenweise laufen

Die Maßnahme sei „sehr aufwendig“, die Pumpe könne nur stundenweise laufen, „da sie ansonsten trocken läuft“, sagt der Stadtsprecher. Die große Hitze und Trockenheit im vergangenen Sommer sowie in den vergangenen Tagen hätten dafür gesorgt, dass Böden und Wasserspeicher erschöpft seien. „Dies hat zur Folge, dass sich solche Gewässer durch die geringe Wassertiefe stark erwärmen und es dann zu einem Fischsterben kommen kann.“

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Auch wenn dies bedauerlich sei, wie Firlus betont, müsse der Natur gerade in einem Naturschutzgebiet entsprechend Raum eingeräumt werden, damit sich das Ökosystem weiterentwickelt. „Hier bedarf es weiterführender Konzepte, wie man mit solchen Gewässern vor dem Hintergrund des Klimawandels zukünftig umgehen wird.“

Roos in Friemersheim: Fische werden bei Hochwasser eingespült

Das Problem mit den sterbenden Fischen ist auch Johannes Meßer bestens bekannt. „Das besteht schon seit mehreren Jahrzehnten“, sagt das Mitglied der Duisburger Kreisgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Wir haben hier einen natürlichen Altarm, der da austrocknet. Das ist immer abhängig vom jeweiligen Rheinwasserstand.“ Der Zustrom vom Rhein zur Roos habe sich in den vergangenen Jahren zunehmend verschlechtert. „Das ist der einzige natürliche Altarm, der an den Rhein in Duisburg angeschlossen ist“, erklärt der Experte. „Im Winter werden die Fische bei Hochwasser eingespült. Da die Übergangsschwelle mittlerweile relativ hoch ist, können die Fische ab einem gewissen Wasserstand nicht mehr zurück.“

Die toten Fische in der Roos in Duisburg-Friemersheim sorgen für einen bestialischen Gestank, wie Anwohner beklagen.
Die toten Fische in der Roos in Duisburg-Friemersheim sorgen für einen bestialischen Gestank, wie Anwohner beklagen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Die Fische vor dem Hitzetod zu retten sei zudem sehr aufwendig. In der Vergangenheit hat sich bis zur Kündigung des Mietverhältnisses vor drei Jahren der Angelsportclub (ASC) Kruppsee darum gekümmert, wie der Verein auf Anfrage bestätigt. „Wir haben dann immer ganz viele Leute zusammengetrommelt“, sagt der ASC-Vorsitzende Peter Drihsen. Auch die Feuerwehr hätte damals unterstützt. Die Mannschaft habe die Fische eingesammelt, die lebenden zum Rhein gebracht, die toten gingen an die Wirtschaftsbetriebe zur Entsorgung.

„Aus Tierschutzgründen ist das natürlich bitter, als Naturschützer sehe ich das überhaupt nicht gerne“, sagt Johannes Meßer. Unterm Strich sei das Fischsterben aber ein „mehr oder weniger natürlicher Prozess. Es ist schwer, was dagegen zu machen.“

>>> FISCHEKADAVER BLEIBEN IN DER ROOS IN FRIEMERSHEIM

  • Die toten Fische in der Roos werden jetzt der Natur überlassen, wie Stadtsprecher Firlus mit Verweis auf die aktuelle Brutzeit erklärt. „Es wäre sehr kontraproduktiv, wenn wir da jetzt ins Naturschutzgebiet reingehen.“ Die Stadt geht davon aus, dass Vögel die toten Fische in den kommenden Tagen fressen.