Karneval: Warum bei der KG Narrenzunft Homberg Tränen liefen
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Duisburg-Homberg. Die Karnevalsgesellschaft Narrenzunft aus Homberg feierte ein närrisches Jubiläum. Warum der Abend für die Anwesenden sehr emotional wurde.
Volltreffer, ein perfekter Schuss ins Schwarze. Ausgerechnet der langjährige Präsident der KG Narrenzunft Homberg Manni Becker, der seit Jahrzehnten mit so viel Präsenz und Selbstbewusstsein auf der Jeckenbühne steht, kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Dass er zum Ehrenpräsidenten ernannt wird – nein, damit hat er überhaupt nicht gerechnet. Und verplappert hat sich vorher niemand. Einfach voll erwischt hat es ihn.
Auch im Publikum laufen die Tränchen die geschminkten Wangen hinunter. Ein wirklich rührender Moment für den Mann, der den Verein vor 30 Jahren wieder aus dem Hoppeditz-Sarg wachgeküsst hat. „Heute haben wir mehr Senatoren, als damals Mitglieder“, heißt es in der Chronik, die in Kurzform vorgelesen wird. „Du hast wie kein anderer die Narrenzunft geprägt. Du bist die Narrenzunft.“
Jeckes Paar aus Homberg hat am 11.11.2011 geheiratet
Keine Geringere als die jetzige Präsidentin Nadine Becker überreicht ihrem geliebten Mann die Urkunde. Es ist alles ehrlich, die Herzen der beiden hört man auch hinten im Saal noch schlagen. Am 11.11.2011 haben sie geheiratet. Wann sonst? Dass es aus Liebe war, merkt man auch heute noch. Sie ist genauso wenig erloschen wie die Liebe zum Karneval. „Jetzt sind wir elf Jahre verheiratet, ich liebe dich“, gesteht die Präsidentin ihrem Mann ganz offen. Ein wirklich rührender Moment, in dem die Aufmerksamkeit des Publikum alleine den beiden gilt.
Hervorragend für die Besucher ist die Programmgestaltung. Es wird alles gesagt, was wichtig ist. Zum Beispiel zur Person von Manni Becker und der erfolgreichen Entwicklung des Vereins. Aber alles wird so konzentriert kurz gehalten, dass sich das Publikum nicht bei endlosen Ehrungen und ultimativen „Lobhudeleien“ und Begrüßungen anderer Vereine langweilt. Sie kann es eben, die KG Narrenzunft, die am Freitagabend in die Erich-Kästner-Gesamtschule eingeladen hat. Das spricht auch für die neue Geschäftsführerin Nina Romahn. Die 37-Jährige ist zwar schon über zwanzig Jahre dabei und tanzt, aber das Amt übt sie erst seit diesem Jahr aus. Erfolgreich, wie der Abend beweist.
Hoppeditz in Homberg spricht Themen mit gesellschaftlicher Relevanz an
Natürlich muss vor den Programmpunkten erst einmal Hoppeditz wachgeküsst werden. Wie immer ist es Paul Rapp, der in dieser Figur auf der Bühne steht. Ein jung gebliebener Hoppeditz von 80 Jahren, der sein Handwerk versteht. Er hält eine Rede, bei der es still ist im Saal und die Menschen zuhören. Denn er hat einiges zu sagen, was von gesellschaftlicher Relevanz ist. Auch, wenn es nicht immer zur ausgelassenen Stimmung im Karneval passt. Die gefährliche Unsitte, mit PS-starken Autos durch die Straßen zu rasen, hat er in Reimform gepackt. Sätze zum Nachdenken, auch – oder gerade - in der närrischen Zeit. „Getunte Autos rasen über Rot eine Frau tot, der Fahrer hatte drei Promille. Zwanzig Jahre sind für mich, auf keinen Fall mehr jugendlich.“
Und dann findet er den Bogen wieder, damit am heutigen Abend die Freude regieren kann. „… bis dahin aber will ich leben und bin zu jedem Spaß bereit. Drum lasst uns jetzt die Gläser heben, auf eine wunderschöne Zeit.“ Das nehmen die Närrinnen und Narren gerne auf. Eine große, blaue 66 prangt hinter der Bühne am Vorhang. Denn die Narrenzunft wurde 1957 gegründet.
Hoppeditzerwachen im Duisburger Westen
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Dann kommen die Mädchen der Tanzgarde auf die Bühne. Die Besucherinnen und Besucher können sich gar nicht satt sehen, so hübsch sind die Kinder und Jugendlichen. Sina und Michaela haben mit ihnen trainiert. Schwarze Kleidchen mit hellgrünen Blumen verziert. Die Haare zur Hochsteckfrisur gestylt, stehen sie schon ganz aufgeregt im Flur und warten, bis sie endlich auf die Bühne dürfen. Da sind sie ein echter Hingucker.
KG Narrenzunft Homberg investierte viel Herzblut in den Karnevalsauftakt
Alles perfekt und liebevoll gestaltet für den großen Abend. Wie viel Herzblut in der Vorarbeit steckt – man kann es ahnen. Neue Senatorinnen und Senatoren hat der Verein auch: Ramona Pilarczyk und Bernd Baumann, Stefanie Kreitz und Wolfgang Hoerhold. Ehrensenatorin ist Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, auf die die Duisburger ausgesprochen stolz sind. Für Schwung im Saal sorgt professionell der Marina-Tambour-Corps Holderberg, 1897 gegründet. Auch die Prinzencrew der Stadt Duisburg mit dem Prinzen in Spe, Kai-Uwe I., ist dabei. Außerdem sorgen die Murmelgarde Mini Flames, die Mittelgarde Teenieflames und die Große Garde Eternal Flames für beste Unterhaltung. Ein gelungener Abend mit positiver Nachwirkung.
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